Luumu – mit dem neuen Album back to the roots: „Im Kreuz Solothurn hat alles begonnen“
Ende Oktober ist das neue Album von Luumu erschienen, am 15. November 2025 tritt die Band von Adina Friis im „Kreuz“ in Solothurn auf. Wir haben mit der Sängerin, Pianistin und Komponistin über das neue und künftige Projekte von Luumu, über ihre persönliche Beziehung zu Solothurn und Region und über die Bedeutung von Kunst und Kultur gesprochen.
Adina, Ende Oktober bringst du mit deiner Band Luumu ein neues Album heraus. Was hat es mit dem Titel „S’Goldige Rad“ an sich?
„S’Goldige Rad“ ist das Titelstück des Albums. Ich habe das Lied für ein Projekt mit dem Titel „Leben in Anbetracht der Endlichkeit“ für das vocal Ensemble stimmig! aus Solothurn geschrieben. Der Chorleiter hat mich dazu ermutigt ein Lied in CH-Deutsch zu schreiben und ich habe mich lange geweigert. Plötzlich kam mir dann aber trotzdem ganz spontan am Abend vor der ersten Probe etwas in den Sinn und es musste einfach schweizerdeutsch sein, das war nicht verhandelbar.
Das tönt spannend. Wie klingt das Lied?
Es klingt wie ein altes Volkslied und wurde von dem Chor a-capella gesungen. Ich habe das Lied dann zusammen mit Simon Iten, unserem Bassist bei Luumu, an einem privaten Konzert gespielt und das Publikum hat sehr gut darauf reagiert. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal erfahren, wie schön es ist, wenn das Publikum die Texte wirklich versteht und kurzerhand beschlossen, ein ganzes Album mit Mundartliedern zu schreiben. Das ist zwei Jahre her. Dass das Album so heissen wird, wie das Lied, welches all dies in Gang gesetzt hat, war von Anfang an ziemlich klar.
Du bist Sängerin, Pianistin, Komponistin, Bandleaderin … Wie bringst du das unter einen Hut?
Ja, das frage ich mich auch ständig. In dem ich meistens allem irgendwie etwas hinterherhinke 😉 Und das sind ja nur die musikalischen Tätigkeiten. Dazu kommt noch Managerin der Band, Bookerin, Fundraisering, Organisatorin aller Proben und Koordination der MusikerInnen, die mitspielen und noch ganz viel mehr. All dies macht den grössten Teil des Jobs aus. Ich weiss nicht genau, wie ich – und all die anderen Bandleaderinnen da draussen – das mache(n) aber ich weiss, dass ich mich viel lieber nur auf die Musik konzentrieren würde.
Warum?
Die anderen Dinge sind ja streng genommen nicht das, was ich studiert habe und mein Job wären. Das Gefühl, dass die Musik zu kurz kommt, ist auf jeden Fall immer dabei. Aber ich habe diesen Weg vor langer Zeit eingeschlagen und all die Aufgaben gehören halt einfach dazu, darum macht man sie auch einfach. Obwohl viele von uns immer wieder daran denken, was anderes zu machen, gewinnt die Musik am Ende doch immer wieder, weil es halt das ist, was ich am meisten liebe von allem und ohne das ich mir ein Leben nicht vorstellen kann.
Luumu bleibt in stetiger Entwicklung, steht auf eurer Webseite. In welcher Phase seid ihr aktuell?
Jetzt, nach 15 Jahren, sind wir in der Phase, in der wir ein Album auf Schweizerdeutsch rausbringen. Wir haben alles Mögliche gemacht: mit Streichquartett oder Bläsern oder beidem gespielt, waren ganz früher mal fast eine Jazzband, was wir nun definitiv nicht mehr sind, haben ein Programm mit Animationsvideos, nun spielen wir zum ersten Mal ein Konzert mit einer zusätzlichen E-Gitarre zu dem grossen Ensemble. Ich denke, wir sind in der Phase „immer weiter machen, egal was kommt“.
Dann sind wir ja gespannt, was da noch so alles kommt…
Für die kommenden Jahre habe ich auf jeden Fall schon einige Ideen, die wieder in eine ziemlich andere Richtung gehen. Und ich will die Animationsvideo-Idee weiterentwickeln, damit wir in 1-2 Jahren ein volles Programm von etwa einer Stunde mit Animationen haben und auf diese Art eine ganz andere Form von immersiven audio-visuellen Konzerten spielen können.
Wie ist deine Beziehung zur Stadt und Region Solothurn?
Ich bin da aufgewachsen und zur Schule gegangen. Meine Eltern wohnen da. Es ist der Ort, an den ich über Weihnachten zurückkomme und auf Schnee hoffe. Der Ort, wo noch einige alte Freunde wohnen. Und der Ort, wo Luumu gegründet wurde mit dem ersten Konzert im Kreuz. Also ja, es ist schon ein Stück weit immer noch meine Heimatstadt, auch wenn ich schon eine Weile nicht mehr da wohne. Es ist auch ein Ort, wo ich immer eine sehr schöne Wertschätzung meiner Musik gegenüber spüre. Das trägt beträchtlich zu einem Heimatsgefühl bei.
Am 15. November 2025 tritt Luumu um Kreuz Solothurn auf: Warum sollte man/frau das Konzert nicht verpassen („Werbespot“)?
Weil man nie etwas falsch macht, wenn man sich auf ein Konzert mit Live-Musik einlässt. Weil es der Seele und dem Kopf immer guttut, sich auf etwas substanzielles einzulassen und einen Moment lang in etwas kunstvolles einzutauchen. Mir zumindest gibt es unglaublich viel, jedesmal wenn ich an ein Konzert gehe oder ins Theater oder wenn ich ein Buch lese. Ohne diese Ebene könnte ich mir nicht vorstellen, ein Leben zu führen. Es erinnert mich immer wieder auch daran, wer ich bin und dass das Leben mehr Tiefe zu bieten hat als der oberflächliche Alltag, in dem die meisten von uns gefangen sind.
Was bedeuten für dich Musik und Kunst?
Es sind Ausdrucksformen des Menschseins. Sie spiegeln unsere Gefühle, Fragen und Träume wider – und verbinden uns über Sprache und Grenzen hinweg. Wenn wir ein Konzert besuchen oder eine Ausstellung betrachten, eine Geschichte lesen, einen guten Film schauen, eine Tanzaufführung oder Oper sehen, treten wir aus dem Alltag heraus und erleben, was uns im Innersten bewegt. Kunst öffnet Räume für Empathie, Nachdenken und Gemeinschaft. Mich fasziniert zum Beispiel immer, wie stark eine Zusammengehörigkeit sein kann, wenn eine noch so grosse Menschenmenge an ein Konzert einer Band oder Künstler:in in einen Raum zusammengepfercht den Abend verbringt. Die verschiedenen Kunstformen erinnern uns daran, dass wir mehr sind als Funktion und Routine – dass wir fühlen, staunen und schöpferisch sein können – das muss ja nicht unbedingt in einer ausgeübten Kunstform sein, sondern kann überall im Leben einfliessen.
Die Corona-Pandemie war ein ziemlicher Einschnitt für viele Kulturschaffende…
Ja, nach Corona ist viel Schönes verloren gegangen und ich persönlich finde, dass den Menschen damit ein essentieller Teil an sowohl intellektueller Stimulation, wie auch emotionalem Zugang zu unserem eigenen Dasein verlorengeht. Konzerte sind oft sehr schlecht besucht und das allgemeine Interesse scheint verloren zu gehen. Ich will mir lieber nicht vorstellen, was es mit der Menschheit in den kommenden Generationen macht, wenn diese Ebenen verlorengehen. Zwei Freunde von mir sind Kanti-Lehrer und nehmen manchmal Schulklassen an ein Konzert oder in eine Oper mit. Das freut mich immer sehr, wenn ich sowas höre oder sogar selber in ein Publikum mit jungen Menschen blicke. Das wirkt diesem Mechanismus etwas entgegen.
Webseite: https://www.luumu.ch/

