Am Samstag, 21. August, feierte zmitz-Blogger Sven Düscher seinen Geburtstag. Am gleichen Wochenende organisierten KreuzKultur die zweite Ausgabe ihres «Ton an!»-Festivals und ermöglichten ihm damit ein megatolles Geburtstagswochenende: Wobei er sich für etwas entschuldigen muss.
Zugegeben: Den ersten Festivalabend am Freitag habe ich ausgelassen. Sowohl die Band Meimuna wie auch Pablo Nouvelle klingen beide jeweils sehr spannend. Ich war jedoch überhaupt nicht in der Mood mir diese Klänge zu geben. Oder nennen wir es anders: Ich sparte mir meine Kräfte für die beiden nächsten Tage auf. Mit knapp 30 kann man schliesslich nur mit Mühe ein ganzes Wochenende lang feiern. (Dass das ein Witz war, habt ihr hoffentlich rausgelesen oder?)
Der Samstag
Irgendwie hatte ich im Kopf, dass die erste Band am Samstag um 16 Uhr beginnt. Ich machte mich also auf den Weg, damit ich um 15.30 Uhr bei der Lidowiese in Solothurn war. Stellte dort jedoch fest: Die Band hat bereits angefangen. Asche auf mein Haupt. Nichtsdestotrotz konnte ich mit der Bieler Band «Hermanos Perdidos» in ein tolles Festival starten. Die lateinamerikanischen Gypsy-Punk Klänge motivierten zum Tanzen, zum Mitsingen und zum Feiern.
Erst im Anschluss konnte ich die neue Location entdecken und schätzen lernen. Der Raum für Zuschauer*innen war gefühlt etwas kleiner als bei der ersten Ausgabe. Das ganze Gelände war jedoch ungefähr ähnlich gross – bot aber einige Vorteile: mehr Toiletten, mehr Sitzgelegenheiten und vor Allem: die Aare gleich am Gelände und somit die Möglichkeit sich zwischen den Konzerten abzukühlen. Hab ich übrigens auch gleich wahrgenommen und etwas im kühlen Nass geplanscht.
Die zweite Band des Abends hiess «Interhuman» – eine Band mit vier talentierten Musiker*innen aus dem Raum Solothurn. Und wow – war das krass! Das sage ich nicht nur, weil ich drei Viertel der Band kenne, sondern weil ich wirklich geflasht war von ihrem Auftritt. Es ist sehr sphärische Musik welche die Band dem Publikum manchmal sanft hinbettete und manchmal mitten in die Fresse geschleudert hat. Eine tolle Stimme, harte Gitarren, elektronische Elemente, wummernde Bässe, bretternde Klänge vom Schlagzeug und auf der anderen Seite war es auch mal sehr ruhig und melancholisch. Ich will aber ehrlich sein: Vermutlich werde ich mir die Band «Interhuman» nicht häufig ab Konserve anhören. Der Radioheadesque Sound gefällt mir zwar sehr gut, vor Allem aber in den Live-Momenten und nicht im Zug mit Kopfhörern. Aber in diesem Moment – an diesem Festival. Da passte einfach alles: Das Wetter, die Stimmung, die Leute – das war richtig geil!
Okay – Abkühlung ist wieder angesagt. Wieder kurz in die Aare und zwischen den Bands etwas essen und trinken und dann einstimmen für die letzte Band des Abends. Eine Band, die regelmässige zmitz-Leser*innen bereits bestens kennen: «Ta Mère» aus Solothurn. Auch hier bin ich ehrlich: Ihr Debütalbum «Spacecity» hat mir nicht wahnsinnig gut gefallen. Zu viele, Klänge die nicht zur Band passten, wie ich sie kennengelernt hatte. Aber live sind diese drei Jungs einfach immer noch grosse Klasse. In der vordersten Reihe tanzten wir ausgelassen – und mit «wir» meine ich ziemlich das ganze Publikum. Hüpfen, Headbangen, ein Moshpit, eine Wall Of Death, eine mitsingende Meute – alles, was das Festivalherz begehrt. Much love <3
Der Sonntag
Als erstes hätten hier eigentlich «Chouka» spielen sollen. Diese meldeten dem Team des Festivals jedoch am Samstagmittag die Krankheit ihrer Sängerin und somit den Ausfall ihrer Show in Solothurn. Sehr schade. Als Ersatz konnte schon am Vortag die Musikerin Giulia Dabalà aus La Chaux-de-Fonds gebucht werden, was ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuschend fand. Ich hatte mich sehr auf «Chouka» gefreut und der Sound von Giulia Dabalà war irgendwie komplett anders. Die Songs, die ich mir auf Spotify von ihr angehört hatte, hauten mich auch nicht aus den Socken. Das habe ich dann so auch Jeanine, der Co-Leiterin von KreuzKultur und eben auch des «Ton an!»-Festivals, mitgeteilt. Ihr Kommentar: «Wart mau bis morn. Live isch sie komplett angers.»
Ich habe mich schon persönlich bei Jeanine entschuldigt und mache das jetzt hier nochmal. Ich hätte nicht an der Musikauswahl zweifeln sollen! Giulia Dabalà und ihre beiden Mitmusiker konnten mich mit ihrer Live-Performance sowas von überzeugen. Die erst 22-jährige Neuenburgerin zeigte eine wahnsinnige Bühnenpräsenz. Die Songs wurden mit viel Power vorgetragen und wirkten dennoch nicht übertrieben. Und sympathisch waren sie allesamt auch noch – zumindest in den kurzen Gesprächen die ich mit der Band geführt habe, wirkte es so. Falls sich mir die Möglichkeit bietet, Giulia Dabalà wiedermal zu sehen, werde ich keine Sekunde zögern mir Konzerttickets zuzulegen. Was bin ich froh, lag ich hier mit meiner Einschätzung falsch.
Nach dieser Überraschung stand dann noch die Kür an. Für die wohl bekannteste Band des Festivals – «Traktorkestar». Die Herren aus Bern lieferten dann auch gehörig ab. Das mittlerweile zahlreich vorhandene Publikum hatte grosse Freude, tanzte bei jeder Gelegenheit mit und versuchte sich sogar am «Vreneli abem Guggisberg». Hier merkte man jedoch, dass viele Leute (inklusive mir) nicht sicher genug im Text waren, weshalb dann bei dem Song wohl nicht ganz die gewünschte Stimmung rüberkam. Anyway – ein solides tolles Konzert, aber für mich definitiv nicht das Highlight des Festivals.
Sodeli – ich habe viel geschrieben und habe keine Ahnung, wer das alles bis zum Schluss gelesen hat. Die Empfehlung lautet jedoch: Kommt alle unbedingt an die nächste Ausgabe des «Ton an!»-Festivals. Ganz im Sinne ihres Mottos: #ChumUseMirSpiele
Der Vielseitigste unter uns Bloggern – und der direkteste. Er sagt, was er sieht und versucht es gar nicht erst in Watte zu packen. Trotzdem ist er kein Pitbull, sondern eher ein Schosshündchen, das bei den Tönen der Ochsner – Sven, wie viele Konzerte hast du von denen schon auf deiner «Erlebt-Liste»? – weich wird. Er steht selber gerne Theater spielend auf der Bühne, organsiert Anlässe im Kreuz, das Kofmehl ist bitzli sein zu Hause – und wenn wir Infos zu Solothurner Newcomern brauchen: Sven hat sie.