Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar besuchte eine Lesung, welche sie nicht nur in die «wilden Jahre» Grenchens zurück führte, sondern auch eine Verbundheit zur Autorin und zu «ihrer» Stadt weckte.

Bereits im Titel «Es wurde lebenslänglich» zeigt sich eine der ganz grossen Qualitäten von Thesi Frei-Bur: Sie ist eine hervorragende Geschichtenerzählerin, die nie ihren Humor verloren hat. Und so liest sie den zahlreichen Interessierten, die der Einladung der Literarischen Gesellschaft Grenchen gefolgt sind und den Weg ins Parktheater gefunden haben, aus ihrem Buch und damit aus ihrem Leben vor. Anekdotisch. Vor den Augen der Zuhörerinnen und Zuhörer, unter ihnen einige der noch lebenden Weggefährten Thesis, wächst ein Grenchen der Siebzigerjahre, in denen der Kunst und Kultur gehuldigt wurde, so als ob dies die natürlichste Sache der Welt sei.

Das war ein Umfeld, indem sich eine Jazz-Matinée auch schon mal bis tief in die Nacht hingezogen hat, indem viel und hitzig diskutiert wurde, eine Zeit, in der auch dem Alkohol reichlich zugesprochen wurde. Weil es einfach dazugehörte, so wie das Rauchen, das Kiffen und das Abstreifen herkömmlicher Sozialisierungen und Normen.

Es wird aber auch nach wenigen Sätzen deutlich, dass Thesis Leben nicht gradlinig verlaufen ist, dass Idealismus, Sehnsüchte und ein sehr emanzipierter Geist auch für viel Herzschmerz gesorgt haben. LGG-Präsidentin Amira Hafner-Al Jabadji, die den Abend moderierte, erzählt Thesi Frei, dass sie während des Schreibens dieses zweiten Buchs viel aufgearbeitet habe. Mich berührten vor allem die Ereignisse rund um Thesis Rolle als auf weiten Strecken alleinerziehende Mutter tief und ich bin sicher: Tochter Andrea wurde es mit ihr nie langweilig!

Musik und Musiker:innen spielten ebenfalls eine grosse Rolle in Thesi Frei‘s Leben und so schien es natürlich, dass sich die Band «Light Food» bereit erklärte, die Lesung mit vier Songs zu bereichern. Und beim Lied «Vo Gränche bigott» spürte ich mich mit den originellen, kreativen, sturköpfigen Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Büchlein und mit «meinem» Grenchen plötzlich sehr verbunden.

Das Buch gibts hier und einen Beitrag von Radio Blitz zur Lesung findet man hier.

 

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.