Das Openair Etziken fand heuer zum 25. Mal statt. Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar war das erste Mal überhaupt mit dabei. Wie sie den Samstagabend erlebt hat, erzählt sie in Teil 2 der OAE-Berichterstattung.
Mit dem Festivaltag 1 in den Knochen (den Bericht dazu gibts hier) und wenig verheissungsvollen Wetteraussichten machte ich mich nicht ganz so euphorisch wie am Vortag auf den Weg nach Etziken. Dort angekommen, stach mir der modrige Geruch des feuchtwarmen Festivalbodens in die Nase, der Regen tröpfelte mir über die Kapuze und erinnerte mich wieder einmal daran, dass ich ein ausgemachter Schönwettermensch bin. Aber was tut man nicht alles für Zmitz? Also hinein in die Arena und durch stetiges Vorrücken ganz nah an die Bühne, wo Baschi, tatsächlich etwas rot im Gesicht vor Anstrengung, alles gab.
Nun bin ich ja ein heimlicher Baschi-Fan, weil er in den Nullerjahren, als er bei der Schweizer Castingshow mitmachte, so ein herziges Bürschteli war. Und seither fand ich ihn als Sänger eigentlich immer passabel und als Mensch so herrlich unkompliziert und fadegrad authentisch. Deshalb freute es mich, ihn ziemlich rockig auf der Bühne zu erleben – und er freute sich am Bad, das er im Publikum nehmen durfte. Natürlich liess ihn «Etzike» ohne «Chumm bring en hei» nicht gehen und spätestens da war allen in der Arena klar, egal, ob man Baschi mag oder nicht, aber mit diesem Song hat er etwas so richtig, richtig gut gemacht. Deshalb «Applaus, Applaus», aber nicht «für nüt», sondern für Songs, die immer wieder für eine positive Überraschung sorgen.
Richtig gut macht es auch die Organisation vom Openair Etziken, denn die Stimmung auf dem Gelände ist entspannt, es wird viel gelacht, geflirtet und getratscht (leider auch während der Konzerte, was mich ehrlich gesagt immer irritiert, aber wohl zum Festival-Groove dazugehört), es ist ein Festival für Gross und Klein, zmitz-Lucilia beschreibt es so: «Es ist wie ein Klassentreffen.»
Während Amistat, das deutsch-australische Brüderduo für mich eine Neuentdeckung war, trafen sie in Etziken auf eine veritable Fangemeinde und …sie haben das Zelt mit Liebe geflutet. Liebe, die aus ihren Songs strömt, Liebe, die zwischen ihnen fliesst, die perfekte Harmonie ihrer Stimmen …da möchte man einfach nur eine Wunderkerze anstecken und in die Höhe halten. Hingegen sprang der Bukahara-Funke nicht zu mir über, was mich erstaunte, hatte mich doch die Musik, die Instrumentierung und der Gesang im Vorfeld berührt und neugierig gemacht und die sind ja wirklich eine grosse Nummer. Aber ich bin nicht DIE Festivalgängerin, eine Top-Band nach der anderen, diese Intensität ermüdet mich. Es besteht aber eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass ich mir halt einfach mal ein Bukahara-Konzert aussuche und schaue, wie es dann auf mich wirkt. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich verliess die Arena noch vor Ende des Bukahara-Gigs und hatte keine Lust, mir die Pommes verregnen zu lassen, weshalb ich für eine Pause nach Hause ging. Eigentlich in der festen Absicht, für die Darbietung von Michael Patrick Kelly noch einmal ans OAE zurückzukehren, aber …
… was soll ich sagen, ich bin auf dem Sofa eingeschlafen, beseelt von einem Gefühl, das mich schon am Vortag ergriffen hat. Alle diese Musiker, die ich an diesen zwei Tagen geniessen durfte, verbindet eine grosse Dankbarkeit und diese Dankbarkeit geben sie auf der Bühne auch zum Ausdruck … sie sind dankbar, dass sie das tun dürfen, was sie am liebsten machen, sie sind dankbar für die Konzertgängerinnen und -gänger, dankbar für ihr Leben und für die Leute, die sich in ihrem Leben tummeln. Und ganz plötzlich ertappe ich mich beim Summen: «Music was my first love, and it will be my last, music of the future and music for the past, to live without my music, would be impossible to do, ‘cause in this world of troubles, my music pulls me through.»
Danke OAE für die Einladung.
Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.