Drummer Gregor Lisser ging während der Pandemie neue Wege. Er malte, lernte Handpan spielen und hat sein Instrumentarium umgestaltet. Heraus gekommen ist ein neuer Sound, den es nun für Aficionados auch auf Vinyl gibt.

Es hat länger gedauert als erwartet, doch Ende letzten Jahres konnte der Solothurner Drummer Gregor Lisser endlich die Vinyl-Ausgabe seiner neuesten Scheibe «Zero on the Floor» aus der Produktion abholen. Der Release rundet die vierteilige Suite «Movement I – IV» ab, die per Streaming erschienen ist (z.B. hier oder hier).

Entstanden ist die Suite aus einer nüchternen Analyse seines eigenen Repertoires. Oder, so sagt, Lisser zumindest, sein bisheriges Spiel und all die eingeübten Abläufe hätten ihn gelangweilt. «Man reproduziert sich halt schon immer selber», sagt der Drummer, der zuletzt aber doch immerhin mit seinem Handpan-Spiel auf sich aufmerksam machte und während der Pandemie zu malen begann.

Auf die bezieht sich Lisser in dieser Entwicklung auch: «Da 2020 irgendwie auch überlebenswichtig war und das Zusammenspiel in den Hintergrund rückte, man nicht mehr Tanzen konnte – darum auch «ZERO on the Floor» -, durfte vieles in Frage gestellt werden». Er habe sich herausfordern wollen und so kam die Idee der Umgestaltung seines Instrumentariums. Und nun wird’s fachspezifisch: «Die Konsequenzen und der Aufbau des Set Ups sind grundsätzlich enorm und matchentscheidend. Das Weglassen der Bass Drum und die dadurch neue Option für eine andere Perkussionsstimme – in diesem Falle einer zweiten Hi Hat – stellte die Gewohnheit komplett auf den Kopf. So rückten dann Aspekte wie Orchestration und Textur, Stöckeauswahl und Stickings, ungewohnte Taktarten und Fussostinati sowie und ein generell höheres Frequenzspektrum ins Zentrum», erläutert der Schlagzeuger.

Unsereins ist mit solchen Aussagen komplett überfordert. Aber wir stellen fest: Der neue Sound klingt – auch wenn uns der alte sehr gefallen hat, wie Du hier lesen kannst – frischer, leichter, lebendiger. Ein bisschen nach Sonnenschein am Pool. Und damit scheinen auch wir Laien nicht allzu falsch zu liegen, wenn wir Lisser weiter zuhören: «Ziel war es, akustisch perkussiven ‹Ambient/Chill Out›-Sound zu kreieren, der vom ‹ganz normalen Musikhörer› als ‹easy listening› konsumiert werden kann.» Den Musiker:innen und Perkussions-Kenner:innen allerdings könne aber der eine oder andere Twist und viel rhythmische Rafinesse auffallen, findet der Solothurner.

Und für genau den sei auch die Vinyl-Scheibe, sagt Lisser. Man könne «Zero on the Floor» durchaus als Sammlerstück bezeichnen. Und dazu, wieso überhaupt in Zeiten von Spotify und Co noch immer eine CD oder – wie es glaubs mal hiess – Schallplatte herausgebracht wird, sagt Lisser: «Ich glaube halt immer noch an die Kraft eines physischen Tonträgers. Es verleiht der Musik eine gewisse Ernsthaftigkeit und Professionalität.» Zudem komme die grafische Gestaltung – vom Solothurner Matthias Batzli (mehr Solothurn wirkte mit in Johnny Lippuner, Recording @ so-music, Bellach, und André Scheidegger, Reproduktion des Acrylbildes @ moodpix, Zuchwil, dazu kam André Pousaz, Mix & Mastering @ Pousaz Sound Lab, Bolligen) – «auf der Vinyl einfach super zur Geltung, was mir ein besonderes Anliegen bei diesem Projekt war». Im Design erkennt der Kenner «als abstrakte ‹midi stripes› die verschiedenen Drumpatterns ab», wie Gregor Lisser sagt. Unsereins findets einfach so schön…

Und wie kann einer, der an physische Tonträger glaubt und dem guter Sound so unendlich wichtig ist, überhaupt beim nachweislichermassen unprofitablen Streaming mitmischen? «Krass ist, dass man in den Vorstellungen der Leute kein echter Musiker:in zu sein scheint, wenn man nicht auf Spotify ist», gibt Lisser seine Eindrücke wieder. Das seien gesellschaftliche Entwicklungen, die unumgänglich sind «und wir müssen uns damit arrangieren. Um der Abwertung von Musik etwas entgegen zu halten, wollte ich eben mit einer physischen Platte etwas entgegenwirken».

Für die Musikliebhaber:innen, und Leute, die solche Freaks wie Gregor Lisser (seine eigenen Worte!) unterstützen wollen, gibt’s die Vinyl-Scheibe von «ZERO on the Floor» für 30 Franken beim Musikus selbst.

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.