Und schon ist sie wieder vorbei: Die 9. Solothurner Kulturnacht. Drei Blogger:innen waren unterwegs um der Frage auf den Grund zu gehen, wie nahe Wunsch und Wirklichkeit in Sachen Programmplanung und -abwicklung beieinander liegen. Lucilia erzählt in Teil 2, wie ihr Konzept aufgegangen ist.
Da ich wusste, dass für mich die Kulturnacht mit dem 20-Uhr-Block bereits zu Ende geht, wollte ich früh starten. Aus rein organisatorischen Gründen habe ich mich entschieden, um 15 Uhr in der Zentralbibliothek die Geschichte über das Dromedar anzuschauen. Ein Fehler und somit «Lehrplätz» für die kommende Kulturnacht: Keine Kinderprogramme mehr für mich. Das war lustig als Mami von kleinen Kindern – aber als Teenie-Mami kann man sich das sparen. Um aber das Gesehene nicht abzuwerten: Die Geschichte war härzig.
Und mich faszinierte, wie Erzähler Severin Hofer improvisieren kann. In der Geschichte ging es darum, wie ein Dromedar in seinem Garten gelandet war. «Mit dem Bus» meinte eines der Kinder. Darauf ging er ein, erzählt aber, dass die Fahrt ein abruptes Ende gefunden habe. Ein anderes Kind wusste weshalb: Ein platter Reifen, durch einen Nagel auf der Strasse. «Ja, ein Zehennagel eines Tigers. Er hatte vergessen ihn nach dem Nägelschneiden wegzuwischen», so Hofer. Lustig, aber ich brauchte nun «Erwachsenenfutter»
In der Stadt traf ich meine Familie. Erste Kulturnacht en famille. Dies erforderte bei der Planung etwas Kompromissbereitschaft. Allgemein ist für mich eine gute Kulturnacht-Planung unerlässlich: Schauen, was man schauen will, realisieren, wie lange der Weg von einem Ort zum Anderen ist – und etwas ein «Gspüri», welche Anlässe einen grösseren Publikumsaufmarsch erzeugen könnten. Was wiederum erfordert, dass man rechzeitig dort auftaucht.
Weiter ging es also mit einer Stadtführung mit Marie-Christine Egger zum Thema «Vom Leben in Salodorum». Ich war einmal mehr fasziniert, wie oft ich unwissend unzählige Male an spannenden Orten vorbeispaziert bin, ohne zu wissen, was sich an dem Ort vor viiiielen Jahren abgespielt hat. Da eine verschwundene Kapelle, dort eine alte römische Mauer – und zum Abschluss mitten auf dem Marktplatz ein paar Spielstationen mit alten römischen Spielen. Wir huschten aber kurz vor Ende ab: Der Science-Slam im Naturmuseum stand als Nächstes auf dem Programm. Könnte voll werden.
Und wie erwartet: Die Stuhlreihen füllten sich rasch. Science-Slams sind für mich Neuland. Kurz erklärt: Zwei Wissenschaftler mussten dem Publikum in zehn Minuten ein wissenschaftliches Thema auf unterhaltsame Art näher bringen. Ich fand sowohl den Beitrag über eine seltene genetische Erkrankung als auch den Vergleich «Forschung – Kuchen backen» spannend. Trotzdem: Mir war es auch so aufbereitet noch «zu wissenschaftlich» – und so freute ich mich schon auf den bald folgenden Poetry Slam.
Aber zuerst ging es ins Steinmuseum, wo «Singende Steine» auf uns warteten. «The Stone Alphabet» war vor wenigen Wochen im Konzertsaal zu Gast. Dieses Konzert hatte ich verpasst. Umso mehr freute ich mich auf steinige Musik im dazupassenden Museum. Alleine schon die Atmosphäre im Gang des Museums und im Hinterhof war bezaubernd. Eine andere Welt. Und die Musik verhalf noch mehr, für kurze Zeit zu vergessen, dass man sich inmitten der Solothurner Altstadt und etwas im «Ghetz» der Kulturnacht befand. Die Töne, die die beiden Künstler den Steinen zu entlocken wussten – das war mein persönliches Highlight der Kulturnacht.
Und dann ging es – schnellen Schrittes – zur Buchhandlung Lüthy. Auch hier zeigte sich: Frühes erscheinen lohnt sich. Innert kürzester Zeit füllte sich der Raum und wir konnten zuschauen, wie ein paar Enttäuschte draussen nach einem kurzen Blick ins Programmheft zum Plan B hasteten. Mein Junior wollte wissen, was denn Poetry-Slam sei. Ich geriet etwas in Erklärungsnot. Aber die drei Slammer:innen Gina Walter, Fine Degen und Jeremy Chavaz halfen mir. Sie zeigten auf, wie vielseitig Slamtexte sein können: Mal lustig, mal nachdenklich. Mal Lachnerven kitzelnd und manchmal nahe an den Tränendrüsen. Sie erzählten von rücksichtsvollen Schülern, die den Lehrer schützen wollen, von nervigen «Freundschaftsbüchern», von Einkäufen, die helfen, einen Wald zu pflanzen, von «O Gelato».
Und weiter zum letzten Kulturnachtblock. Ich konnte kaum glauben, wie rasch die ersten 4.5 Stunden verflogen waren. Nun noch Joya Marleen – unser Sahnehäubchen auf dem Kulturnacht-Kuchen. Die junge Schweizer Sängerin – ich würde sie vom Fleck weg adoptieren! – zog uns als Familie einmal mehr in ihren Bann: Diese Stimme, diese Präsenz, dieses Charisma. Supersympathisch und «eifach zum gärn ha!» sang sie ihre Lieder. Wer unseren letzten «zmitzcast» gehört hat, weiss, dass es nicht selbstverständlich ist, dass so eine erfolgreiche Künstlerin bereit ist, für drei Sets an der Kulturnacht aufzutreten. Und wohl noch weniger selbstverständlich ist, dass sie am Schluss sogar fast 45 Minuten für das Publikum spielte. Ein schöner Abschluss.
Um 20.45 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. Hungrig, da wir unterwegs keine Zeit für Verpflegung hatten – aber kulinarisch wohlgenährt. Und glücklich, dass das Programm nicht nur aufgegangen ist, sondern auch rundum gepasst hat.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.