Ob sein Song Steingarten-Romantik wirklich zum Verbot von solch vorgartigem Ödland geführt hat? Und macht er mit seinem ersten Solo-Programm «Olten einfach» nun auch der Eisenbahnerstadt den Garaus? zmitz-Blogger Fabian Gressly hat bei Samuel Blatter aka balz okay nachgefragt.
Was ist besser? Ein Steingarten oder Olten?
Samuel Blatter: Das ist einfach. Olten ist im Gegensatz zum Steingarten zumindest im Kanton Solothurn noch nicht verboten worden. Klarer Win.
Erst warst Du Musiker, dann musikalischer Begleiter mit Kabarettist Kilian Ziegler, nun eigenständiger Kabarettist. Heisst das, Du bist quasi dank Kilian auf den Geschmack gekommen?
Ja, genau! Ich bin mit Kilian fast zehn Jahre lang auf den Kleinkunstbühnen unterwegs gewesen. Als er mich das erste Mal gefragt hat, ob ich ihn begleiten würde, war ich sehr skeptisch, ob mir das gefallen würde, und dann habe ich sehr schnell realisiert, dass es mir extrem gut gefällt. Es ist ein Ort, wo tiefe Themen und lustige Pointen direkt nebeneinander stehen können. Das entspricht mir sehr.
Worum geht es in «Olten einfach»?
Es geht um Ankommen, Aussteigen, nach Hause kommen. Aussteigen ist dabei auch doppeldeutig gemeint, quasi ein Aussteigerleben – in dem man etwas tut, was sonst niemand tut. Z.B. nach Olten zu ziehen, was für mich als Solothurner damals kaum vorstellbar war. Die Faust im Sack hat eine grosse Rolle, absurde lustige Geschichten, und natürlich viel Sprachwitz. Es ist ein rundes Programm entstanden mit einem roten Faden und unzähligen Verknüpfungen der verschiedenen Geschichten. Die Rahmenhandlung bildet tatsächlich mein Start in Solothurn und das Aussteigen in Olten und darin eingebunden ein sehr abwechslungsreiches, unterhaltsames, nebst allen Witzen durchaus auch seelenwärmendes und poetisches Programm.
Wie ist das Programm entstanden?
Ich habe seit paar Jahren schon Ideen gesammelt und die letzten zwei Jahre zuerst mit der Idee eines Soloprogrammes gespielt und mich dann dafür entschieden und intensiv daran gearbeitet. Songs hatte ich einige schon geschrieben, die ich dabei haben wollte. Die Texte sind alle neu. Dann habe ich daran gefeilt, daraus ein flüssiges Programm zu machen. Ich konnte als Regisseur Matto Kämpf verpflichten. Er war mir eine grosse Hilfe. Er hat mit seiner Erfahrung und seinem Witz und seinen sparsamen, aber pointierten Anmerkungen und Ideen genau das geliefert, was ich gebraucht habe.
Gibt es Reaktionen von den Stadt-Oberen? Ich meine: Nun wäre man ja erst gerade Dominic Deville und sein Olten-Bashing losgeworden…
Die Stadt-Oberen von Olten haben natürlich ganz genau auf dem Radar, was ich mache. Sie haben ja gesehen, wie mein Song Steigarte-Romantik ein Steingartenverbot ausgelöst hat. Laut verlässlichen Zahlen werden bis zu 200 Prozent der Menschen, die mein Programm gesehen haben, danach nach Olten ziehen. Das sehen auch die Stadt-Oberen so. Offenbar auch die SBB. Deswegen haben Sie jetzt Olten auch als Zentrum der neuen Nachtzüge eingeplant. Dass ich bis heute noch nichts von den Stadt-Oberen gehört habe, kann ich mir nur so erklären, dass sie durch die Vorbereitungen auf die vielen Neuzuzüger*innen völlig absorbiert sind.
Bist Du denn überhaupt komisch?
Humor ist meine Waffe. Oft ist es mir unangenehm, mich zu wehren, oder jemanden direkt anzugreifen, stattdessen habe ich in solchen Situationen einen Witz oder ironischen Spruch, den ich stattdessen äussere. Quasi zu feige um mich zu wehren, aber trotzdem nicht ganz sein lassen. Ich habe aber auch einen sehr ausgeprägten Sinn für Wortspiele und liebe es die Sprache auseinanderzunehmen und sei es nach Klang oder vom Sinn her neu zusammenzusetzen. Aber ich war mir tatsächlich lange unsicher, ob das auch andere lustig finden. Erst dank der drei Programme mit Kilian Ziegler habe ich gemerkt, dass das tatsächlich auf einer Bühne funktioniert.
Wie hast Du dein Programm «getestet»?
Mein Solo-Programm habe ich unterdessen an fünf verschiedenen Try-Outs (im Bild oben, Anm.d.Red.) getestet und habe zum Glück sehr erfreuliche Rückmeldungen erhalten. Dass die Leute lachen, kriege ich ja während der Show mit, aber es sei darüber hinaus sehr poetisch, anregend und berührend, und auch die absurden Geschichten sind sehr gut angekommen.
Ist Olten etwa überall? Steckt ein Stück Olten in jedem Schweizer Ort?
Nein, Bern ist überall. Das sagt die Autorengruppe u.a. mit Pedro Lenz. Olten ist in Olten. Ich denke, es ist eher umgekehrt, jede:r Schweizer:in steckt in Olten. Einerseits, weil alle schon mal zumindest vorbeigefahren sind. Und nicht zuletzt auch, weil es als Eisenbahnerstadt tatsächlich schon sehr lange, sehr viele Leute aufnimmt und auch wieder gehen lässt. Aber Du hast schon Recht. Olten steht in meinem Programm nicht nur für Olten selbst, sondern ist eine Art Metapher z.B. für eine unbeliebte Eigenschaft, die man immer zu verdrängen versucht. Wenn man es schafft, sie zu akzeptieren, kann sie zur Stärke, oder im Fall von Olten auch zur Heimat werden. Und ja, Olten steht natürlich auch exemplarisch für die Deutschschweiz, die Mischung aus Agglomeration, provinzieller Kleinstadt und gleichzeitige Nähe zur Grosstadt finde ich sehr anregend.
Was passiert noch bis zur Premiere? Übst Du jeden Tag stundenlang? Lässt Du’s auch mal gut sein?
Ich habe bewusst drei Wochen Ferien genommen vor der Premiere, damit ich jeden Tag mehrere Stunden üben kann. Die erste Woche lag ich nun flach dank einem heftigen Erkältungsvirus. Aber das lag noch drin. Jetzt werde ich die letzten zwei Wochen Vollgas üben, auswendig lernen und die letzte Woche darf ich dann im Kreuz auf der Bühne proben und zusammen mit Regisseur Matto Kämpf die letzten Details perfektionieren.
Wie steht‘s mit der Nervosität?
Ich bin seit einem halben Jahr so krass nervös, ich habe in der Zeit auch gefühlt pausenlos für das Programm gearbeitet, dass ich wohl alle Nervosität, die in mir steckt, schon verbraucht habe. Nein, stimmt natürlich nicht, ich bin immer noch sehr nervös, aber ich bin gleichzeitig auch sehr zuversichtlich. Im Moment bin ich vor allem vorfreudig und aufgeregt und kann es kaum erwarten, mit allen zu feiern, die an die Premiere kommen!
balz okay mit «Olten einfach». Premiere am 19. Oktober (20 Uhr) im Kreuz Solothurn. Details hier.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.