Im letzten Kultürchen haben wir 24 Menschen erzählen lassen, was für sie Kultur-Genuss ausmacht. Es gibt aber noch viel mehr als diese 24 Ansichten, die uns anregen können. Darum fragen wir weiter. Heute die Solothurner Pianistin Nicole Rivar.

Kul•tur: Substantiv, feminin. Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft (…).
Ich lese: viel, parallel, querbeet, jeden Tag. Vielleicht ist es schon suchtartig. Zum Glück wohne ich bei der Zenti um s Eck. Mein Lieblingsbuchladen ist mitten in der Stadt.
Was da auf dem Nachttisch liegt? «Mittwochs am Meer» von Alexander Oetker. «Und dann noch die Liebe» vom selbigen. «Hausaufgaben» von Jakob Arjouni. «Vermisst» von Christine Brand. «Messer» von Jo Nesbø, «Der Klang der Wut» von James Rhodes. «Ich mach dich reich!» von Paul McKenna. Ein Stapel Gartenbücher und eines über Bachblüten.
Ich höre «The Köln Concert» von Keith Jarrett. Die meistverkaufte Klavier-Solo-Platte. In früheren Jahren rauf und runter gehört, jetzt – dank 50-Jahre-Jubiläum – wieder reaktiviert. Ich freu mich darüber. Vor allem beim letzten Teil.
Dann französische Chansons, Zaz, Patricia Kaas, Isabelle Boulay. Haushalten lässt sich perfekt mit Robbie Williams‘ Album «Swing when you’re wining». Das Video dazu aus der Royal Albert Hall ist übrigens perfekt gegen Winterdepression und schlechte Laune.
Kürzlich: Besuch im Kunsthaus Zürich, Marina Abramovic. Als Vorbereitung schaue ich auf SRF einen Dokufilm und ein Gespräch. Beeindruckend. Wie Sauerstoff sei Kunst. Ja. Gut, war ich da. Interessante Gespräche in der Cafeteria und ein kreatives Geschenk für das Patenkind aus dem Museumsshop.
«Cabaret» im TOBS. Die Inszenierung und die Kostüme irritieren mich, die Songs kann ich zwar (innerlich) mitsingen, alles fühlt sich dennoch «unbequem» an, beim Schlussbild stockt mir der Atem. Dann verstehe ich.
Gern unbequem bleiben. Es hält wach.
Stephanstag, ich spaziere in den Konzertsaal Solothurn. Vier Flügel auf einer Bühne und das «Gershwin Piano Quartett».  Bekannte aus meinem Studium, nicht zum ersten Mal gehört, aber ein Garant für gute Laune. Verspielte Improvisationsfreude und viel Leichtigkeit. Einfach hingehen.
Und ins Kino, trotz Netflix-Abo und auch ausserhalb der Filmtage. Bei «The ones we love» von Kino Solothurn stimm ich gern ab: alte Filme wieder im Kino, mega schön. Popcorn. Manchmal unerwartete Sitznachbarn. Mitmachen.
Für frischen Wind in Kopf und Seele: Zwischendurch ein kurzer Abstecher ins Attisholzareal. Zu Fuss oder mit dem Fahrrad tut’s doppelt gut.
Im Frühling fahr ich in die Fondation Beyeler, Ausstellung «Nordlichter», anschliessend, juhee, nach Paris. Ins Quartier, in dem vor langer Zeit mein Atelier war. Treiben lassen. Dann die «kleine» Freiheitsstatue sehen. Das chinesische Viertel, die Streetart. Notre-Dame.
Und Monet’s Garten in Giverny.  Hoffentlich. Er steht seit ungefähr 25 Jahren auf der «Wunsch-To-See-Liste».
Titelbild: © Presse Kunsthaus Zürich
Nicole Rivar, Solothurn. Pianistin, Klavierpädagogin, Vielleserin, Tim-Tam-Guide im Kunstmuseum Solothurn. Das Foto entstand während der Vorbereitung zu einer Mottoparty «Goldene 20er».