Im letzten Kultürchen haben wir 24 Menschen erzählen lassen, was für sie Kultur-Genuss ausmacht. Es gibt aber noch viel mehr als diese 24 Ansichten, die uns anregen können. Darum fragen wir weiter. Heute den Solothurner Schauspieler Silas Glanzmann.

Theater hatte für mich schon immer eine besondere Bedeutung. Ich stehe, seit ich ganz klein bin, auf der Bühne und gehe ebenso leidenschaftlich gerne als Zuschauer ins Theater. Ich merke, wie das Gesehene und Erlebte bei mir nachwirkt. Gerne denke ich an besondere Szenen zurück und daran, was ich dabei gefühlt habe. Das bleibt von einem Stück und genau dies macht für mich Theater so einzigartig und wichtig.

Für mich ist die Musik etwas, das diese Erinnerungen besonders stark zurückrufen kann; manchmal höre ich ein Lied und bin sofort wieder in einer bestimmten Inszenierung. Ich sehe das Bühnenbild vor mir und spüre die Emotionen, die ich damals hatte. Egal, ob ich selbst auf der Bühne stand oder im Publikum sass. Deshalb habe ich eine Playlist mit Liedern aus Stücken erstellt, die ich gesehen oder gespielt habe. Es ist eine Art persönliches Theaterarchiv, nicht in Form von Bildern, sondern als Sammlung von Liedern, die einen in sehr intensive Momente zurückversetzen.

Ein Lied in meiner Playlist ist «Time after time» von Cyndi Lauper. Mit ihm ist meine erste Erfahrung auf einer grossen Bühne verbunden. Ich war damals 10 Jahre alt und durfte am Stadttheater Biel/Solothurn bei «Verweile doch, du bist so schön», unter der Regie von Deborah Epstein, als Kinderdarsteller mitwirken. Ich erinnere mich nur noch an einzelne Ausschnitte des Stückes. Woran ich mich aber ganz gut erinnere, ist die letzte Szene. Ich durfte einen langen Textausschnitt aus dem «Zauberberg» von Thomas Mann zitieren und lag schliesslich auf dem Boden. Als Schlusspunkt in diesem Stück sang Atina Tabé «Time After Time» und spielte dazu auf einem Kinderpiano.

Seitdem begleitet mich das Lied immer wieder. Jedes Mal, wenn ich es höre, bin ich für ein paar Sekunden wieder dieses zehnjährige Kind auf der Bühne, am Boden liegend, in dieser Szene. Und genau das liebe ich an Musik im Theater, sie vergeht nicht einfach, sondern bleibt irgendwo im Kopf, im Herzen und kann jederzeit wieder zum Leben erwachen

Titelbild © TOBS

Silas Lio Glanzmann, geboren 2007 in Solothurn, besucht derzeit das Gymnasium. Er spielt Handball, Cello und widmet sich mit Leidenschaft dem Theater. Seit seiner Kindheit steht Silas auf der Bühne und spielte bereits am Stadttheater Biel/Solothurn, am Schauspielhaus Zürich und bei Bühnen Bern.

Ein Beitrag auf SRF zum Engagement im Schauspielhaus Zürich findest du hier.