Am 9. August 1973 wurde der Kulturausschuss Gerlafingen gegründet. Bloggerin Fatma Kammer hat zum Jubiläumsevent bereits einen Text geschrieben (hier). Zum heutigen Geburstag hat sie nun dem Jubilar ein Gedicht gewidmet.
Die ersten Erfahrungen mit dem Kulturausschuss habe ich bereits als Kleinkind gemacht. Ich bin in Gerlafingen aufgewachsen. Da ging ich in den Kindergarten Kirchacker, wo sich der Kulturkeller seit Urzeiten befindet. Es war schön zwischendurch in diesem dunklen, geräumigen Ort rumzualbern. Nur minim störten mich als Sechsjährige die verblichenen Schwarz-Weiss-Bilder an den Wänden. Farbige Trickfilmfiguren wären viel cooler gewesen. Erst später erkannte ich Mani Matter oder Franz Hohler auf den Fotos. Als Ex-Gerlafingerin werde ich oft belächelt, wenn ich von meiner «Heimat» erzähle. Kaum jemand äussert sich euphorisch über das Industriedorf an der Emme – abgesehen von der Badi. Die scheint eine Exklave zu sein, die zu einem anderen cooleren Ort gehört. Dieser Text ist all denjenigen gewidmet, die Gerlafingen noch nicht als Kulturmekka en Miniatur kennen.
Eigentlich ist ja ein Keller ein Ort des Grauens. Damit meine ich nicht, dass Monster da leben oder Leichen versteckt sind. Ich bin Realistin. So was würde ich nie glauben. Ich weiss: Monster leben im Kleiderschrank, nicht im Keller und das mit den Leichen ist eine Redewendung – ohne jeglichen Bezug. Ein Ort des Grauens ist der Keller, weil da eine Tonne unsortierter Buntwäsche auf dich wartet, weil da der längst abgelaufene Notvorrat ist, weil da all das Zeug liegt, das du nicht mehr willst.
Da gibt es aber einen Keller, der ist mehr, kultureller.
Der bietet Gesang und Tanz, Gemächliches für Anna und Franz.
In einem unbekannten Dorf, so unscheinbar wie Torf.
Da wartet eine kleine Bühne, für Künstler, Akrobaten und Kühne.
Da gibt es einen Keller, da scheint die Bühne heller.
Die Kleinen werden da gross, der Ruhm nicht mehr aussichtslos.
Promis sind mehr als willkommen, vorausgesetzt der Ausschuss hat Einkommen.
Dann ist es früh ausverkauft, auch wenn Bänz Friedli erst im September lauft.
Da gibt es einen Keller, da verkehren Schriftsteller.
Jahraus, Jahrein, kommen Besucher herein.
Woanders schliessen Kulturstätten, schneller als die Restaurantketten.
In Gerlafingen ist es anders, wie die Haut eines Feuersalamanders.
Da gibt es einen Keller, da tickt die Zeit schneller.
50 Jahre zwei Präsidenten, jede Menge Abonnenten.
Feiert Geburtstag mit dem Ausschuss, da erwartet euch ein Genuss.
Für 10-Franken-Noten, werden Kultur und Bier geboten.
Da gibt es einen Keller, der ist mehr als Schausteller.
Viel Herzblut wird investiert, kaum etwas abkassiert.
Nicht immer im dunklen, sitzt das Publikum am Munkeln.
Auch draussen bei Jazz and Grill, wenns regnet dann «Chill!»
Bei ihr liegen die Ideen für Texte oft wirklich «auf der Strasse»: Fatma hat ein unglaublich gutes Gspüri für spezielle Menschen und ihre Geschichten. Und sie macht sich viele Gedanken über das, was sie umgibt. Darum wird sie auf zmitz mit Sicherheit nicht nur über besuchte Anlässe berichten, sondern auch über unerwartete Begegnungen mit Street-Art, mit Strassenmusikern oder dem «Kunstschaffenden von nebenan» und erzählen, was ihr dabei so durch den Kopf geht.