Für Bloggerin Fatma Kammer gehört der Kleinkunsttag inzwischen fix ins Kulturprogramm. Kleinkunsthäppchen nach dem Festtagsschmaus – eine Delikatesse, findet sie.

«Ti amo» singt gefühlt das ganze Publikum den Refrain des Hit-Schlagers. Am Klavier «Claire alleene», die mit dem letzten Auftritt des Abends die Halle zum Beben bringt. Ein fulminantes Ende einer bunt gemischten Menükarte mit vielen Kleinkunstköstlichkeiten. Aber fangen wir doch von vorne an.

Mit einem «ungehemmten Genuss kalorienfreier Erquickung» wurde im Programm der 17. Ausgabe des Solothurner Kleinkunsttages in der Kulturfabrik Kofmehl der Appetit geweckt. Am letzten Freitag des Jahres stehen die ersten Hungrigen lange vor Türöffnung auf der Matte. Welche Delikatessen verbergen sich wohl hinter den schrägen und authentischen Namen? Angela Petiti und Denise Meyer standen schon vor einem Jahr als Initiantinnen des Benefizkonzerts für die Ukraine auf der Kofmehlbühne. Heute empfangen sie als Moderatorinnen elegant die Gäste. Der erste Gang wird mit der vierköpfigen Band «Luci in Piazza» angekündigt.

Zentral auf der Bühne steht ein ungewöhnliches Instrument: Ein Elektro-Kontrabass auf dem der Leadsänger Alessio Piazza gelegentlich zupft. Drei Songs voller Italianità werden gespielt, rund um Amore und Frieden. Nach diesem Amuse Bouche, folgt die kalte Vorspeise auf dem Gletscher. Dort ist das Video «Melt down» der jungen Choreographin Hanne Niemelä entstanden. Auf der Leinwand sieht man vier Tänzerinnen in ihrer Verzweiflung und Trauer über das Abschmelzen der Gletscher. Nach dieser Kälte erwärmen die Geschwister Jan und Sophia gemeinsam mit ihrem Vater Pascal Démarais den Kulturmagen. Kleine Zaubereien mit Lebensweisheiten machen dieses Gericht leicht und bekömmlich.

Dann kommt die Geschmacksbombe: Die junge Singer-Songwriterin Zoey überspielt gekonnt die anfänglichen technischen Probleme und präsentiert zwei Songs aus ihrem ersten Album, das im Frühjahr erscheinen wird. Was für eine Stimme, was für ein Talent! Nach diesem Knaller geht es weiter mit dem Duo Jobert und Pancetta. Die beiden Künstler entführen das Publikum in ihrem Theaterstück gekonnt in ein Mikrouniversum, in dem sie als altbackenes Ehepaar gleichzeitig Akteure und Zuschauende sind. Das liefert den gelungenen Übergang zur Pause.

Angela Petiti hat ihre Pumps gegen Slacks eingetauscht. Kein Wunder. Noch fünf Gänge stehen an. Zum Hauptgang gibt es Folkklänge: «Zephir Combo» mit Geige und Akkordeon in Mundart, Französisch und Flämisch. Anschliessend betritt Claudia Dahinden die Bühne und macht die Lesung aus ihrem Buch «Die Uhrmacherin» zu einer humorvollen Völkerverständigung zwischen Grenchen «West End» und Solothurn. Es folgt Remo Zumstein mit seinen Wortspielen, Kurzkrimis und einem Poetry-Slam über das Papidasein. Nach den Worten folgen Taten, und die liefern Rebecca Hagmann und Nermin Tulic mit virtuosen Tangoklängen gezaubert auf Cello und Akkordeon. Das Dessert folgt: Die Berlinerin «Claire alleene» mit ihrem Wuschelkopf und dem zu gross geratenen Rock. Sie reisst Witze, spielt Klavier und singt, reisst weitere Witze und spielt virtuoser Klavier und bringt das Publikum zum Singen. Auf dem Höhepunkt ihrer Darbietung verabschiedet sie sich mit dem Neujahrsgruss «Wer später bremst, ist länger schnell». Das ist nicht nur ein Nachtisch, das ist Süssspeise, Käse und Obst in einem.

Ruedi Stuber und Stefan Wigger haben für die Kulturhungrigen wieder mal ein reichhaltiges Menü zusammengestellt. Wer nicht satt wird, kann sich die Aufzeichnung des Abends auf Jump-TV als Take-away mit nach Hause nehmen. Alle anderen müssen ihren Appetit weiter zügeln bis zum letzten Freitag im kommenden Dezember, dem 18. Solothurner Kleinkunsttag. Bon appetit.

Bei ihr liegen die Ideen für Texte oft wirklich «auf der Strasse»: Fatma hat ein unglaublich gutes Gspüri für spezielle Menschen und ihre Geschichten. Und sie macht sich viele Gedanken über das, was sie umgibt. Darum wird sie auf zmitz mit Sicherheit nicht nur über besuchte Anlässe berichten, sondern auch über unerwartete Begegnungen mit Street-Art, mit Strassenmusikern oder dem «Kunstschaffenden von nebenan» und erzählen, was ihr dabei so durch den Kopf geht.