Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar bezeichnet sich als «Krokus-Kind» – und: Sie begegnet Crown Kocher immer mal wieder in den Gassen Solothurns. Darum packte sie die Neugier, als der Solothurner Rocker seine Autobiografie veröffentlichte. Sie las das Buch – mit gemischten Gefühlen.

Crown Kocher hat eine Autobiografie mit dem Titel «Hardrock – 50 Jahre auf dem Minenfeld Rock n’Roll» geschrieben – und diese reicht mit Fotos (auch sehr privaten) bebildert. Auf dem Klappentext steht: «In diesem Buch erfährst du schonungslos alle intimen Details über eine alte Rock-Schweinebacke, der in seinem Leben schon oft am Boden lag.» Nun denn. Ich hatte zugesagt, eine Rezension zu schreiben. Nun musste ich da durch, obwohl Autobiografien nicht zu meiner bevorzugten Lektüre zählen.

Die Teaser auf dem Umschlag lesen sich (für mich) wenig verheissungsvoll, aber sie treffen den Nagel auf den Kopf. Denn: Wer die 276 Seiten des Buches durch hat, kennt wirklich viele intime Details des Musikers, Sohns, Ehemanns, Vaters und Angestellten Crown Kocher. Schonungslos schlägt er sie einem um den Kopf, Seite um Seite, mit einem Lästermaul, das sich gewaschen hat, mit sexistischen Sprüchen ohne Ende, Beleidigungen, herabwürdigenden, chauvinistischen Betitelungen. Er spart nicht mit Rundumschlägen und lässt kein Klischee aus. Wirklich keines. Streckenweise strengte mich das Lesen sehr, sehr an. Literarische Qualitäten suchte ich vergebens … aber, beim Lesen taucht man auch ein in das Leben eines Menschen, der durch komplett verschiedene Welten mäandert, dem der riesengrosse Spagat gelungen ist: hier die bürgerliche Herkunft, die Enge der Kleinstadt, das Familienleben und das Angestelltentum; da die grosse weite Welt, am ganz grossen Erfolg geleckt unter anderem als Vorband von Motörhead auf der Iron-Fist-Tournee mir Sex, Drugs and Rock n‘ Roll. Oder einfach ein bisschen von allem.

Auf der einen Seite ist er besorgter Familienmensch, auf der nächsten nährt er das Image des wilden, ungestümen Rockmusikers. Und beides, so mein Eindruck, tut er entweder ganz oder gar nicht. Das Buch liefert überraschende Fakten, Anekdoten, Konflikte, Erfolge und Misserfolge der Band Killer, schenkt Einsichten in die Entwicklung der Schweizer (Solothurner) Musikszene und irgendwann ist mir beim Lesen, als ob ich mit Crown in einer schummrigen Bar sitze und er mir stundenlang von seinem Leben und seinen Leidenschaften erzählt.

Wem ich das Buch empfehle? Vielleicht allen, die irgendeine Erinnerung an die prägende Zeit der Solothurner Rockbands haben? Die Bewunderung hegen für all jene Musiker, die sich durchbeissen, die ihren Traum zu leben versuchen, die nicht locker lassen. Oder jene, die bei den typischen Gitarrenriffs und heisseren Falsetts noch immer weiche Knie bekommen? Mit Bestimmtheit aber allen, für die «Killer» ein Begriff ist. Wie stark das Herz von Killer noch immer schlägt, davon kann man sich auf killermetal.ch überzeugen. Rock n’Roll forever!

Das Buch gibt’s hier.

 

 

 

 

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.