Zu viele Termine? Das hält Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken nur aus, indem sie noch mehr Termine in ihren Kalender einbucht. Und zwar kulturelle. Der perfekte Ausgleich, bei zu viel «Müssen» und kulinarischer Nahrung.
Eigentlich befinden wir uns aktuell in der Zeit, in der ich fast bei jedem Termin denke «auch das noch…». Es ist die Zeit, in der man sich fragt, warum alle Essen am Jahresende sein müssen und auch noch der Elternabend, die Jahresschlusssitzung und da noch ein Apéro, dort noch ein eingeschobener Termin.
Und trotzdem – oder genau deswegen – ist der Dezember mein kulturell intensivster und liebster Monat. Es ist der Monat der traditionellen Anlässe: Der musikalische Adventskalender, der normalerweise in der Reformierten Stadtkirche, dieses Jahr aber aufgrund der Sanierungsarbeiten in der Franziskanerkirche stattfindet – und wo man sich kulturell überraschen lassen kann. Das Weihnachtsoratorium der Singknaben, das Konzert im «Kreuz» kurz vor Heiligabend und der Kleinkunsttag im Kofmehl in der Altjahreswoche habe ich mit einer gewissen Regelmässigkeit besucht – und werde es auch dieses Jahr wieder tun.
Los geht der Kultur-Reigen heute Abend: Kim Wilde spielt im Kofmehl. Das 80er-Jahre-Idol, von dem ich ein Poster hatte. Dabei stellen sich mir die Fragen: «Hat sie es noch drauf? Wie viele Lieder kenne ich noch?» Lustig wird es so oder so – und ich bin bestimmt mal wieder nicht die Jüngste im Publikum. Jungbrunnen-Anlass sozusagen.
Am Samstagabend dann die Nacht der Stilbrüche. Zuerst steht das Konzert der Singknaben auf dem Programm. Für mich inzwischen ein fester Fixpunkt im Kalender und der letzte Stupser, um mich in weihnachtliche Stimmung zu bringen. Die Lichter in der Stadt, die festliche Stimmung in der Kirche und Gänsehaut beim Start mit «Jauchzet… frohlocket!» – Advent ohne all dies ist kaum mehr vorstellbar.
Nahtlos geht es an diesem Abend weiter ins Kreuz. Da ist Gitarrenrock mit dem Tessiner Andrea Bignasca angesagt – und ich werde diesmal froh sein, dass es in der Jesuitenkirche kalt ist und ich den warmen Mantel anbehalten muss: Denn dann stört es auch keinen, dass ich darunter meinen Lieblings-Konzerthoodie trage, der sonst nicht so kirchentauglich ist.
Andrea Bignasca verfolge ich seit einigen Jahren. Einmal war er im Kofmehl. Das Büsi, dass das Konzert aus dem Koffer auf dem Merchandising-Stand verfolgte, bleibt unvergessen. Und Andreas raue Stimme wird mich wieder «chrüsele». Ich mag seine fadengrade Musik, ohne Schnickschnack – sozusagen das Gegenteil der sonstigen adventlichen Kitsch-Lawine, die manchmal durch die Gassen zieht.
Ruhiger wird es dann beim Kleinkunsttag am 27. Dezember im Kofmehl. Da darf man einen Abend lang sitzen – und so setzen lassen, was da Häppchenweise präsentiert wird. Zehn künstlerische Acts wechseln im 10-Minuten-Takt. Was auffällt: Mehr Frauen denn je stehen dieses Jahr auf der Bühne und Grenchen ist gleich mehrfach vertreten. Das Angebot reicht diesmal von der Liedermacherin über den Slammer und einen Kurzfilm bis hin zu Varieté.
Futter für die Seele. Sozusagen ein kulturelles Dessert, das sich nicht als Hüftgold festsetzen kann.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.