Auch zmitz-Bloggerin Fatma Kammer war an den Filmtagen unterwegs. Zum Teil aus Pflicht, zum Teil aus reiner Lust. Jetzt, wo die Kassen wieder geschlossen sind, ist Zeit für einen Rückblick.
Unglaubliche drei Tickets warteten auf meinem Smartphone auf ihren Einsatz vor den Eingängen der Kinosäle, die allesamt Dokus zeigten. Filme sind Genussmittel, zu viel davon macht schwindlig. Die Vorfreude war gross am Freitag im Konzertsaal: «Bratsch – Ein Dorf macht Schule», ein Porträt einer Privatschule in Wallis. Die Vorstellung jedoch enttäuschte. Das hatte weniger mit dem Inhalt zu tun, als mit dem Fehlen der anschliessenden Diskussion. Unwürdig für eine Weltpremiere. Wo waren die Filmemacher? Ein Trost für Optimisten. Für sie fanden die Gespräche draussen statt, wo sich das Publikum – mehrheitlich Lehrer:innen – traf. Weiterbildung und Filmtagebesuch in einem.
Aufgeschobener Genuss birgt das Risiko der Übertreibung.
Kaum war der letzte Bissen des vorherigen Films verdaut, kam schon der nächste. Im Landhaus wurde «Big Little Women» gezeigt. Und nichts mutete der Pädagogik-Workshop-Atmosphäre von vorhin an. Ein persönlicher Dokumentarfilm, gekonnt gespickt mit eigenem Archivbildmaterial und filmisch umgesetzten Rückblenden. Nadia Fares, die Regisseurin, begrüsste herzlich vor dem Film und diskutierte noch herzlicher danach. Der Zauber einer Premiere: Filmetagegenuss pur.
Wenn der Genuss zum Müssen wird, schwindet die Vorfreude.
Die letzte Vorstellung war Pflicht für die Mehrheit des Publikums. Für Schulen wurde am Mittwoch früh morgens «Amine – Held auf Bewährung» zeitgleich in mehreren Kinos gezeigt. Der Regisseur Dani Heusser kam trotz filmtagegeplagtem Morgengesicht auf die Bühne und begrüsste vor der Vorstellung die erstaunlich aufmerksamen Teenies.
Die sonst durch Social Media gequälte Konzentrationsspanne liess sogar während des Films nicht nach. Einzig die Ankunft Amines, des Hauptdarstellers, brachte Unruhe in den Saal. Als sich dieser auf die Bühne begab, wurde er wie ein Held gefeiert. Lebensfreudig und locker beantwortete er die kindlichen «Hast du ein Haustier?», pubertären «Hast du Insta?» und persönlichen «Hast du eine Freundin?» Fragen. Etliche Schüler:innen ergatterten auf ihrem Arm seine Unterschrift. Bei so viel Sympathie war es kein Wunder, dass der Film am Abend den Publikumspreis «Prix du Public» erhielt.
Ein schöner Abgang aus dem dritten Filmtagesaal, der seine Verkleidung pünktlich für die Fasnacht abgelegt haben wird, dort wo der Kater vor dem Genuss kommt.
Bei ihr liegen die Ideen für Texte oft wirklich «auf der Strasse»: Fatma hat ein unglaublich gutes Gspüri für spezielle Menschen und ihre Geschichten. Und sie macht sich viele Gedanken über das, was sie umgibt. Darum wird sie auf zmitz mit Sicherheit nicht nur über besuchte Anlässe berichten, sondern auch über unerwartete Begegnungen mit Street-Art, mit Strassenmusikern oder dem «Kunstschaffenden von nebenan» und erzählen, was ihr dabei so durch den Kopf geht.