Die Harmonien zwischen den Künstlerinnen und den Orten ihres Auftritts müssen stimmen, findet zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann. Ganz besonders an der Kulturnacht, wo die Auftritte so kurz sind, dass das Publikum flugs in der Stimmung des Auftritts ankommen muss. Sie hat sich aufgemacht, die Harmonien an der Kulturnacht zu hören und spüren…

So einfach ist das nicht. 36 Kulturinstitutionen stellen für einen Abend ein eigenes Programm auf die Beine, äh Bühne, in welches das Publikum in einer halben Stunde eintauchen kann und das gleichzeitig den Künstlern einen Platz bieten soll. Auf der Suche nach dieser Spannung starte ich im Museum Altes Zeughaus. Zum ersten Mal steht hier ein Zelt mit einer Bar und ich staune ob der Cocktail-Karte: Den «Züghus-Joggeli» gibt es im Cocktail-Glas und auch die «Scharfe Soldatin» kann man bestellen. Tolle Idee! Supersiech fängt nun im Zeughaus an zu spielen und ich staune: Erstens ob dem Mut des Museums, ein Konzert zwischen den Zeughaus-Exponaten durchführen zu lassen. Zweitens staune ich über das Zusammenspiel: Dülü Dubach geht nämlich gleich zu Beginn auf dieses ein, wenn er sagt, dass sie zwischen den Hieb- und Stichwaffen nur Liebeslieder spielen werden. Ich bin begeistert! Die Harmonie stimmt – nicht nur zwischen dem Museum und Supersiech, sondern auch auf der Bühne. Nach einer halben Stunde singt das Publikum beim gastro-erotischen Liebeslied «Isabella» mit, sodass die Rüstungen und Waffen in einem anderen Licht scheinen.

Weiter geht es ins Museum Blumenstein. Das bedeutet einen Aufstieg mit dem Fahrrad. Ich hoffe, die Mühe lohnt sich. Die Idee jedenfalls finde ich schon einmal gut: Das Museum Blumenstein lässt mit Uta Köbernick jemanden auftreten, für die sicherlich einige den Aufstieg in Kauf nehmen werden. Und so ist es denn auch: Der Salon im Patrizierhaus ist gut besucht – und ich höre, dass er um 19 Uhr sogar zum Bersten voll war. Der Plan scheint fürs Museum also aufgegangen zu sein. Und Uta Köbernick wird im prächtigen Saal eine Bühne geboten, welche sie wunderbar ausnutzt. Ihre kurzen Lieder und Gedichte passen zum halbstündigen Auftritt. Sie lässt uns über einiges nachdenken, ohne, dass wir zu grübelnd zurück bleiben würden und nicht mehr in den Flow der Kulturnacht zurückfinden würden.

Ich fahre – Stutz ab – zum Stadttheater. Hier erwartet mich ein Auftritt, von dem ich von Anfang an sicher war, dass ich dabei sein würde: Luumu. Während ich im Publikum des Theaters sitze – von dessen Sanierung ich jedes Mal wieder begeistert bin – erkenne ich die Harmonie zwischen dem TOBS und Luumu schon nach den ersten Sekunden. Die Musik berührt jede Rundung und jeden Winkel des grossartigen Theatersaals. Wie ein Geist streifen die Töne durch die Publikumsränge, wie ein Wasserfall gleiten sie vom Balkon herunter. Adina Friis’ klare Stimme erhellt die Dunkelheit des Saals. Die spannungsgeladenen Harmonien auf der Bühne werden von Animationsvideos von Joana Locher begleitet, welche im TOBS die richtige Bühne erhalten.

Den Abschluss mache ich im Alten Spital. Das DJ-Duo Beatpopster (und damit unser zmitz-Blogger Marcel Frey) legt 70er- und 80er-Musik auf. Und hier passiert das, was mich zur 100%-igen Überzeugung kommen lässt, dass die Harmonien zwischen den Künstlern und den Kulturinstitutionen an dieser Kulturnacht stimmen: Während Beatpopster einheizen, hilft Eva Gauch als Betriebsleiterin des Alten Spitals hinter der Bar Gläser waschen. Die Kulturinstitutionen haben bis am Schluss alles richtig gemacht!

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.