Das Theater Orchester Biel Solothurn wagt mit der Inszenierung des «Figaro¿» einen Spagat vom Klassiker zur Moderne. Doch das Stück hinterlässt viele offene Fragen und einen schalen Nachgeschmack.

Die provisorische Tribüne in der Rythalle an jenem Abend des 2. April ist gut besetzt. Neben den üblichen Abonnementsbesuchern sitzen auffallend viele junge Zuschauer in den Rängen. Denn die Oper von Christian Henking und Raphael Urweider verspricht einiges, komisch soll sie sein und gar ein Rapper ergänzt das klassische Ensemble. Und der Rapper ist in Solothurn kein Unbekannter, Manuel Liniger aka Manillio steht mit dem Ensemble des TOBS auf der Bühne.

Doch der Abend beginnt langatmig. Unverständlich sind die klassischen Operngesänge und selbst mit der Lektüre des Programmhefts fällt es schwer, den Figuren und der Handlung einen Sinn abzugewinnen. Als Manillio dann die Bühne erklimmt, sind vor allem die jungen Zuschauer vorerst begeistert. Er rappt fulminant auf Französisch (Greis und Manillio haben die Raptexte zum Stück geschrieben) drauflos, begleitet vom Orchester, was erstaunlich gut funktioniert. Der Spuk ist aber so schnell vorbei, wie er begonnen hat. Manillio bleibt zwar auf der Bühne, doch bis zur Pause gibt er nur einen einzigen weiteren kurzen Rap zum Besten. Ansonsten wirkt er etwas verloren in seinem Rapper-Outfit zwischen all den opulent gekleideten Figuren.
Nun, nichts ist so erbarmungslos wie der demokratische Entscheid der Zuschauer: Nach der Pause bleiben etliche Stühle leer. Nur die Jungen bleiben, möglicherweise sind es Schüler, die keine andere Wahl haben.
Der zweite Akt ist wie der Erste anstrengend unverständlich. Manillio hat diesmal einen grösseren Auftritt, verkleidet im schwarzen Anzug. Das war es dann auch schon. Nach zwei Stunden folgt das grosse Finale: Lametta fällt auf eine Giraffe auf der Bühne und irgendwie singen alle wild durcheinander. 
Mitgehörter Dialog nach der Vorstellung: «Hast du was Verstanden?» –«Nein, ich habe gar rein nichts verstanden, weder vom Gesang noch von der Handlung» -«Ich auch nicht. Nicht einmal, in welcher Sprache sie gesungen haben…».
Obwohl im Programmheft auf eine deutsche Übertitelung hingewiesen wird, gab es in Solothurn keine. Dies hätte zumindest geholfen, das Stück akustisch zu verstehen. Doch so bleibt nur der schale Nachgeschmack einer verpassten Chance, mit einer modernen Inszenierung ein junges Publikum für klassische Künste zu begeistern.

Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.