Wie geht es eigentlich den Kulturhäusern in der Region mit den Einschränkungen der zweiten Corona-Welle? zmitz fragt nach bei Jens Wachholz, der mit Hanspeter Bader die Kulturgarage zu zwar reduziertem – aber immerhin – Kulturleben bringt. Er findet: Für die Politik ist der Wirtschaftsfaktor Kultur nicht relevant.
Wie war euer bisheriges Kulturjahr 2020 in einem Wort?
Jens Wachholz: Schlecht.
Wie sieht euer tatsächliches Programm gegenüber dem geplanten aus? Was fällt weg? Was findet trotzdem statt?
Wachholz: Im Fall Kulturgarage: Das September-Programm «Der Spieler» von Dosotjewski fand statt. 8 Vorstellungen mit je 40 ZuschauerInnen statt 70-80. Kein geplantes Kinder/Familienstück – stattdessen zwei zusätzliche Abende Wilhelm Busch Lesung. Drehtage abgesagt, Weihnachtsfeierlichkeiten (Programme/Moderationen) abgesagt. Insgesamt Umsatz und Projekteinbussen von ca. 60%.
Wie viele Leute könnt Ihr reinlassen? Wie viele weniger sind das im Vergleich zum «Normalbetrieb»?
Wachholz: 30 dürfen kommen – bei normal 80-100 Plätzen.
Habt Ihr auf andere Angebote – z.B. online – «umgestellt»?
Wachholz: Sehr geringfügige Umstellung bei literarischen Programmen, resp. Lesungen. Keine Inszenierungen Online – nur als Teaser/Werbung.
Welche Auswirkungen hat das finanziell?
Wachholz: Online-Angebote bringen – ausser Spenden – nicht viel. Alles andere ist um min. 50% eingebrochen.
Wie könnt Ihr dem begegnen? Wo könnt Ihr sparen? Sind weniger Leute im Einsatz? Wurde euch der Mietzins für euer Lokal erlassen?
Wachholz: Der Mietzins wurde den Einnahmen etwas angeglichen. Einen Erlass gab es nicht. Personal ist für den Barbetreib und die Kasse nicht mehr zu bezahlen. Teils machen wir das selbst oder Freunde helfen gratis aus.
Bekommt ihr andere finanzielle Unterstützung?
Wachholz: Die Ausgleichskasse übernimmt etwas. Stadt und Kanton zahlen die vereinbarten Beträge als normale Fördergelder. Teils sind Projekte aber auf 2021 verschoben und werden entsprechend auch z.Zt. nicht ausgezahlt.
Wie kann man euch unterstützen?
Wachholz: Durch Spenden oder einfach dennoch ins Theater kommen.
Bei allem, was aktuell die Arbeit im Kulturbereich schwierig macht, könnt ihr aus der ganzen Situation auch was Positives mitnehmen?
Wachholz: Eher nicht. Kultur bedingt den Austausch von Menschen, das gemeinsame Gespräch und den direkten Austausch. Das alles ist sehr stark eingeschränkt. Was im Moment stattfindet, ist eher eine letzte Zuckung und ein immenser Aderlass bei Strukturen und finanziellen Möglichkeiten. Wer zurzeit Kultur Live anbietet zahlt drauf. Verängstigte Zuschauer*innen und wenig Raum um neue Ideen zu verwirklichen. Diese Pandemie zeigt auch deutlich, welchen Stellenwert die Politik und die Gesellschaft unserem kulturellen Errungenschaften (Theater/Tanz/Konzerte/Kino/Museen etc.) tatsächlich einräumen. Die Systemrelevanz der Kultur ist eindeutig nicht gegeben. Wirtschaft, Konsum, sogar Flugbetrieben wird massiv geholfen. Die vielen Millarden, die die Kultur direkt oder indirekt erwirtschaftet, sind nicht relevant. Wenn Literaturtage, Filmtage, Fasnacht und andere Grossevents nicht oder eingeschränkt stattfinden, sieht man den immensen Stellenwert der Kultur auch als Wirtschaftsfaktor deutlich. Die Hotellerie/Gastronomie etc. wird sich dadurch ebenfalls negativ verändern.
Was ist eure Prognose auf die nächsten Monate hinaus?
Wachholz: Schreiben an neuen Projekten und irgendwie finanziell über die Runden kommen. Vermutlich wird sich das Ganze noch eine Weile so durch-und weiterziehen. Also eine eher bescheidene Prognose. Aber die Hoffnung lebt.
Am 4. und 5. Dezember – morgen Freitag und am Samstag – findet letztmalig in diesem Jahr Kultur in der Kulturgarage statt: Der grosse Wilhlem Busch Abend mit Hanspeter Bader und Jens Wachholz, Details hier.
Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.