Das Naturmuseum. Das ist jenes Museum, in welchem man lernt, dass das Mauswiesel mit seinen Knopfäuglein das kleinste Raubtier der Schweiz ist. Wie es so da steht, ausgestopft und zuckersüss, kommt der kindische Wunsch auf auch so eines bei sich zu Hause zu halten. Im Naturmuseum lernt man also etwas über die herzigen, heimischen Tierchen und ihre Skelette und ihre Lebensräume und ihre Freunden und Feinden und – über Mikroben.
Am Montag, 24. Februar nämlich, als die Naturforschende Gesellschaft des Kanton Solothurn Dr. Helmut Brandl vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften IEU der Uni Zürich einlud. Thema: «Some like it hot. Mikroben in ungastlichen Lebensräumen». Die Ankündigung des Anlasses versprach zu erörtern, ob Leben auf dem Mars möglich ist bzw. wo die Grenzen des Lebens liegen. Zuerst aber lernten die gut 25 Anwesenden, dass fast alle Mikroben extremophil sind, sich also an Umweltbedingungen angepasst haben, die im allgemeinen (und aus Sicht des Homo sapiens!) als lebensfeindlich betrachtet werden.
Auch in der Schweiz gibt es extremophile Organismen (und ich spreche hier nicht von den geplagten Solothurnerinnen und Solothurnern, die den lebensfeindlichen und langen, nebligen Winter überleben müssen). Aber kälteliebend sind sie. Es sind die roten Spuren, die man manchmal im Schnee erkennen kann. Weder die Legende vom «Blutregen», noch der Saharastaub ist dafür verantwortlich, sondern die Grünalgen, die bei Sonneneinstrahlungen rote Zysten bilden, um sich genau vor dieser zu schützen. Schnee ist einer der Lebensräume…, aber eigentlich sind wir umzingelt von Mikroben. Sie haben die heimliche Weltherrschaft, legen sich wie Tintenspuren auf das Gestein (genau, die dunklen Striche, die man an vielen Steinen sieht, sind Leben).
«Herti Sieche»
Und die Mikroben sind – auch gemäss Helmut Brandl – «herti Sieche»: Sie leben zum Beispiel bei Temperaturen von 0 bis 113 Grad Celsius und in einem Druck von 0 Megapascal (MPa), was dem Vakuum entspricht, bis 140 MPa, was dem Druck in der Tiefsee 11000 Meter unter Meeresspiegel entspricht. Gibts Mikroben auch auf dem Mars? Kann sein, muss aber nicht.
Dr. Helmut Brandl schaffte es, das komplexe Thema verständlich zu machen. Und auch zu erklären, dass wir sehr vieles noch nicht wissen. Schätzungen zufolge gibt es 5000 bis 6000 Arten von Mikroorganismen, davon kennen wir ca. 0,1 bis 1 Prozent. Wir Menschen haben also – mal wieder – keine Ahnung, definieren aber mal eifrig drauf los, wenn es darum geht, welche Umweltbedingungen lebensfeindlich sind und welche nicht. Da tut das Mauswiesel halt einfach gut. Das kleinste Raubtier der Schweiz, punkt Ende. Da weiss man, was man hat. Und herziger als Tintenspuren und rote Flecken ist es allemal… und diese Knopfäuglein…
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.