Bücher liest man im Fauteuil oder auf dem Sofa. Wenn auf dem Sofa, dann auf dem Rücken liegend. Für die Lektüre von Antonia Vögelis Buch wird man sich auf den Bauch legen – findet Blogger Ruedi Stuber, denn: Es ist ein Wimmelbuch.
Wimmelbücher kommen grossformatig daher, haben nur wenige Seiten (dafür kartonierte), enthalten Unmengen klitzekleiner Details und machen Spass. – Wie haben wir doch vor Jahren nach dem bebrillten Walter im Streifenpulli mit Zöttelikappe und Umhängetasche gesucht! – Lange Abende waren’s. Aber kurzweilige. Wo Walter sich überall herumtrieb! Wir haben ihn immer gefunden, ehrlich!
Genau in diese Richtung geht Antonia Vögelis «Wimmelbuch Solothurn». Der Titel ist Programm. Auf den sieben doppelseitigen Riesenzeichnungen lernt man Solothurn kennen. Nicht nur die Stadt, nein, auch die Umgebung, Grenchen oder das Thal.
Und durchs ganze Buch fliesst als verbindendes Element die Aare, – Thal hin oder her.
Antonia ist vom Berner Verlag Vatter & Vatter angeheuert worden. Der Auftrag ist für sie ein Glücksfall, denn der Verlag liess ihr illustrativ komplett freie Hand. Offenbar lebt bei Vatters die Philosophie: «Eine Solothurnerin weiss selbst am besten, was ihre Region repräsentiert.» So machte sie sich mit ihrer freien Hand ans Werk. Nicht auf Papier, sondern am Tablet entstand Seite um Seite. Ganze Menschenknäuel hat sie ersonnen und platziert: jede Person in Action. Wenn Antonia ihre Hand so frei machen lässt und ihre Fantasie einsetzt, wird Unmögliches möglich. Dann verschmelzen Städte, die sonst in Konkurrenz stehen. Dann entstehen Visionen. Gerade das ist der Reiz an der Sache.
«Ich sehe einen Mann mit einer Starkstromfrisur, der im Kastenvelo zwei Kinder transportiert.» – Wer lang genug sucht, findet ihn: Pipo Kofmehl. Das ist einer der Gags im Buch: Im Gewimmel gibt es Leute, die man kennt. Das gelingt halt nur Einheimischen. Überhaupt ist das Buch für Einheimische gedacht: Es soll nicht Reiseführer sein, schon eher Kompendium für Ortskundige. Für Alte und Junge. Spass gibt’s für Beide: Wo sich Kinder an Details ergötzen, sticht Erwachsenen zeichnerische Ironie ins Auge.
Die Leute von Vatter & Vatter haben schon andere Schweizer Wimmelbücher veröffentlicht. Sie verkaufen sie unter anderem in ihrem Laden in Bern. Diesen nennen sie «Raum für gedruckte Feinkost». Köstlich!
Das Solothurner Wimmelbuch geht im August in Druck und soll im Oktober erscheinen, in der Hoffnung, dass alle Exemplare ausverkauft werden und im ganzen Kanton unter die Weihnachtsbäume zu liegen kommen. Autorin und Verlag träumen davon, im Januar eine neue Auflage nachzudrucken. –
«Drucken» wir ihnen die Daumen!
Noch mehr Infos zum Wimmelbuch gibts hier.
Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.