Die Illustratorin Jacqueline Grütter stellt in ihrer Ausstellung «les femmes» genau jene ins Zentrum. Was ihre Bilder mit dem 50-jährigen Frauenstimmrecht und der Kulturnacht Grenchen zu tun haben und warum die Ausstellung als Zeichen der Frauensolidarität gesehen werden kann, verrät Mirjam Staudenmann.

Frauen unterstützen die anderen Frauen: Vielleicht muss man es als kleine Solidaritätsaktion sehen, wenn man im ersten Moment ein bisschen ratlos vor dem IN2-Magazin am Klosterplatz in Solothurn steht. Dort buchte ich am Samstag im Rahmen der Literaturtage den Slot im Resonanzraum zum Thema «Ein Bild von einer Frau» (Blog dazu hier). Neben der Tür des Magazins verrät mir ein kleines Plakat, dass während den Literaturtagen die Ausstellung von Jacqueline Grütter, welche eigentlich hier stattfinden würde, nebenan im Uferbau zu finden ist. «Les femmes» mussten also während den Literaturtagen ausziehen?

Einen Tag später besuche ich Jacquelines Ausstellung im Uferbau. Die Illustratorin erklärt mir, dass es im Magazin tatsächlich zu einer Doppelbelegung gekommen sei. Doch statt auf ihrer frühen Zusage zu bestehen, befand sie, die Frauen hätten doch alle nebeneinander Platz. Zurecht: Jacqueline erzählt, die beiden Ausstellungen hätten sich thematisch so gut ergänzt, dass sie sogar Synergien gespürt hätte. Einige Besucher*innen seien nach dem Resonanzraum noch zu ihr gekommen. Für mich ein Grund mehr daran zu glauben, dass sich Frauensolidarität auszahlt.

Jacquelines Bilder zeigen, mit einer Ausnahme, Phantasiefrauen. Sie heissen Emma, Zahara oder Mathilda. Die Reduktion – durch welche die Illustratorin hinter den Bildern erkennbar wird – unterstützt die Intensität der Frauenbilder: Wenige, bewusst gezogene Pinselstriche, zeichnen Portraits ohne Schattierungen, was für mich die Empfindsamkeit der Frauen unterstreicht. Noch verletzlicher wirken daneben jene Bilder, welche nackte Frauenkörper zwischen Hals und Bauchnabel zeigen. Die Bilder der Brüste habe Jacqueline Grütter von ganz unterschiedlichen Frauen zugeschickt bekommen. Jene von Rosa und Anna hat sie aus ihrer Erinnerung gezeichnet: Es sind die Brüste ihrer Grossmütter, wobei das Bild von Anna, die an Brustkrebs erkrankt war, nur noch eine Brust zeigt.

Wenn Jacqueline Grütter sagt, die Frauenbilder seien in ihrer Auseinandersetzung mit Weiblichkeit und vor dem Hintergrund des 50-jährigen Frauenstimmrechts entstanden, ist dies in ihrer Arbeit gut ersichtlich. Eigentlich wäre geplant gewesen, dass «les femmes» an der Kulturnacht Grenchen gezeigt werden sollte. Corona hat die Kulturnacht und damit diesen Plan verunmöglicht, dafür sind die Bilder noch bis am 30. Mai in Solothurn zu sehen: Ab dieser Woche wieder im IN2-Magazin. Ein Besuch lohnt sich – vor allem dann, wenn Jacqueline Grütter den Hintergrund und die Entstehung ihrer Bilder erklärt.

«Les femmes» von Jacqueline Grütter, noch bis 30. Mai im IN2 Magazin am Ritterquai 6 in Solothurn. Do/Fr von 16 bis 20 Uhr, Sa von 10 bis 20 Uhr. So von 14 bis 17 Uhr.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.