Eigentlich wollte sie ja an den Berner Kantonaltag, aber zmitz-Bloggerin Dominique Niklaus wollte auch den Solothurner Tag an der Fête des Vignerons in Vevey nicht verschmähen und besuchten selbigen. Doch lest und seht (dank der vielen Fotos) selbst, wie das war:

Seit Monaten liegen mir meine Arbeitskollegen wegen der Fête des Vignerons in den Ohren. Dem Dirk aus Genf seine Tochter macht als Figurantin mit, der Pierre spielt selbst eine tragende Rolle bei den Tautropfen während der Aufführung. Und Véronique macht mit zarten 40 Jahren schon zum dritten Mal das Generationenfest mit. Mir war schnell klar, das ist ein ganz grosses Ding. Und weil ich grundsätzlich Angst habe etwas zu verpassen (Neudeutsch FOMO), habe ich mich früh um Tickets für das Spektakel bemüht. Als gebürtige Bielerin und einem grossen Faible für Bielerseewein war eigentlich der Kantonstag von Bern zuoberst auf der Wunschliste, aber weil Wochentags und die Show tagsüber, habe ich mich leichten Herzens für meinen liebgewonnenen Wohnkanton Solothurn als Alternative am Samstag entschieden.

Unter dem Motto «Chargé pour Vevey» trat die Solothurner Delegation ihre Mission Fête des Vignerons schon am 1. August an. Mit einem Schiff (genauer drei verbundenen Pontonierbooten) wollten sie den historischen Spiess umdrehen.

Früher wurden Boote in der Westschweiz mit Wein für Solothurn beladen, also «Chargé pour Soleure». Ein Sprichwort, das mir jeder Welsche als erstes entgegnet, sobald ich meinen Wohnort erwähne. Denn sie finden das ziemlich amüsant, im übertragenen Sinne heisst dies nämlich betrunken zu sein, da auf diesen Booten früher auch ausgiebig gebechert wurde und die Lieferanten insofern gut getankt hatten. Dies konnte der aktuellen Solothurner Delegation nicht passieren, anscheinend haben sie im ganzen Trubel vergessen den Wein mitzunehmen. Der wurde zwar nachgeliefert, über den Zustand der Passagiere gibt es jedoch keine Überlieferung.

Da uns am Solothurner Kantonstag ein langes Programm bevorstand, machten wir uns erst gegen Mittag auf den Weg nach Vevey. Von Dirk bekam ich unterwegs die erlösende Nachricht, dass es das Schiff erfolgreich bis Vevey geschafft hatte.

Wir kamen pünktlich zum Anfang des kulturellen Programmes der Solothurner, eingeläutet vom Solothurner Handharmonika Orchester.

Mein Ziel war es eigentlich, alle Darbietungen zu verfolgen, aber nach Yacun und Denise Donatsch wollten wir uns doch auch noch ein bisschen la Fête anschauen.

Nach Dirks Empfehlung gingen wir zur Espace Fribourgeois. Eigentlich nur schnell, weil Dülü Dubachs Supersiech auf dem Programm stand. Sorry Supersiech, wir wurden aufgehalten. Irgendjemand Wichtiges aus Fribourg hatte einen Discours und Männer in Uniform haben doch einen ansehnlichen Reiz.

Immerhin schafften wirs zu Redeem zurück zur Solothurner Bühne. Und Männer mit Gitarren… ach, lassen wir das. Jedenfalls scheinen Fotografen auch Rock’n’Roll zu mögen.

Eigentlich war an diesem Nachmittag die Bühne der Solothurner der beste Platz zum Verweilen, nicht nur wegen den Darbietungen, sondern auch wegen den spärlichen Schattenplätzen auf dem restlichen Gelände.

Meine welsche Kollegin Laurence wollte dann wieder weiter, doch ich bat sie noch Claudia Stephani abzuwarten. Sie war sehr angetan von der sympathischen Sängerin. Und nicht nur sie, auch das Publikum war vom fröhlichen Folk von Stephani begeistert.

Einige bekannte Gesichter wurden derweil im Publikum gesichtet, Dülü Dubach Supersiech erholte sich von den Strapazen und Supersiech Stapi mischte sich unters Volk.

Aber ja, auch wenn es ein fantastisches Solothurner Programm war, wir wollten nun doch was von der restlichen Fête des Vignerons sehen. Und blieben prompt wieder bei den Solothurnern hängen. Diesmal am Solothurner Marktstand ein paar hundert Meter weiter an der Riviera. Dort spielten wir Korkenwerfen um ein Quartett, degustierten echten Solothurner Wein aus Erlinsbach (ich konnte erstmals mit Fachwissen über Speuz glänzen), und kosteten Solothurner Wurst und Käse.

Dieser Appetitanreger veranlasste uns wiederum in der Nähe der Solothurner Bühne Essen zu gehen. Der Wein zollte langsam seinen Tribut, Pato wird in der Menge etwas unscharf. Nach der Band The Next Movement gingen wir langsam Richtung Arena zu abendlichen Vorführung.

Ein grandioses Spektakel mit zahlreichen Figuranten, ja, tatsächlich entdeckte ich auch Pierre unter den Tautropfen.

Wer sich bei der Aufführung der Jasskarten fragt, weshalb einige Felder leer blieben: Unsere Platzanweiserin hat es uns verraten. Elf Jasskarten-Figuranten fanden es im betrunkenen Zustand amüsant in den Kostümen in den Genfersee baden zu gehen. Fortan wurden sie aus der Show ausgeschlossen. Und weil jeder Figurant sein Kostüm selber bezahlt hat, konnte so schnell auch kein Ersatz gefunden werden.

Einen prominenten Auftritt hatte der Kanton Freiburg während der Vorführung, seit über 200 Jahren ist das Lied «Le Ranz des Vaches» fester Bestandteil der Vorstellung. Normalerweise nur von einem Sänger gesungen, waren es in dieser Aufführung 13 Sänger, die sich im Chor vereinten. Sicherlich der magischte Moment des Winzerfestes. Also natürlich von den Solothurner Darbietungen abgesehen.

Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.