Im diesjährigen kulturellen Adventskalender schaut zmitz auf 24 Jobs und Berufe in der Kulturwelt. Heute fragen wir Evelyne Bucher, Maskenbildnerin bei der Bühne Burgäschi.

Die 36-jährige Evelyne Bucher wohnt im Gürbetal. Gelernt hat sie den Beruf der Verkäuferin in einer Parfümerie. Aktuell arbeitet sie aber Teilzeit als Kaufmännische Angestellte bei einer Baufirma. Ihre Leidenschaft lebt sie aber bei ihrem Hobby als Maskenbildnerin bei der Bühne Burgäschi aus.

Was beinhaltet der Job der Maskenbildnerin und wo übst du den aus?
Der Job beinhaltet hauptsächlich das Schminken und Frisieren der Mitwirkenden auf der Bühne. Meist ist eine Typveränderung gefragt, damit das Aussehen zum Charakter und der Zeitepoche passt, in der gespielt wird. Man kann auch mit dem Alter spielen. Als Maskenbildnerin arbeitet man eng mit dem Regisseur und der Kostümbildnerin zusammen, was im Falle der Bühne Burgäschi Melanie Gehrig-Walthert ist. Wir treffen uns meist einige Wochen vor Probenstart und sie zeigt mir, was sie sich vorstellt, welche Kleider die Künstler tragen werden und in welcher Zeit das Stück spielt. So habe ich genug Zeit um mich inspirieren zu lassen und Sachen auszuprobieren. Wenn ich in der Vorbereitungszeit über ein passendes Accessoire stolpere, kann ich so dem Kostüm den letzten Schliff geben. Ich war bisher in der Sparte Operette tätig. In der Film- und Theaterbranche beinhaltet es natürlich viel mehr, zum Beispiel mal eine künstliche Wunde zu gestalten.

Was hat sich in deiner Tätigkeit in den letzten Jahren verändert?
Ich würde sagen, das Budget für solche Berufe schrumpft mehr und mehr. Man versucht mit weniger auszukommen. Was einem aber zum Improvisieren bewegt. Viele Produktionen kämpfen mit den Einnahmen und versuchen an allen Ecken zu sparen, was sich auch sehr stark auf die Maske auswirkt.

Wie sehr ist dein Job von der Kultur abhängig?
Dieser Beruf ist komplett von der Kultur abhängig. Es müssen Theater, Opern und Operetten gespielt werden, damit die Maske benötigt wird. Ich verdiene nicht viel, mache es aber auch als Hobby und weil es mir unglaublich Spass macht. Aber es gibt natürlich Maskenbildner, die dies hauptberuflich machen, aber da müsste man schon eine Anstellung bei einem Theater oder bei einem Fernsehsender haben. Sonst ist dies meist ein Zweitberuf oder eben ein Hobby. Man verdient sich definitiv keine goldene Nase…

Wie wird man das, was Du machst?
Ich bin eine Quereinsteigerin. Ich lernte Verkäuferin in einer Parfümerie. Während der Ausbildung durfte ich einige Kurse besuchen von anerkannten Visagisten. Lange habe ich nicht in dieser Branche gearbeitet, aber mein Herz pocht noch immer etwas höher, wenn ich bei einer Parfümerie vorbeilaufe. Als mein Mann bei einer Oper mitmachte, stieg die Maskenbildnerin sehr kurzfristig aus. Ich sprang ins kalte Wasser und informierte mich innerhalb weniger Wochen, welche Produkte es für die Bühne braucht und tauschte mich mit einer Kollegin aus, die Erfahrung hatte. Während der Vorstellungen kam dann Melanie Gehrig-Waltert auf mich zu und engagierte mich für ihr nächstes Projekt.
Vieles ist autodidaktisch, man probiert meist während der Probenzeit an den Teilnehmern aus und kreiert so mit dem Künstler und dem Regisseur die Figur. Ich machte eine Grundausbildung. Da lernte ich vor allem das Alter einer Person zu verändern und wie die Maske eine dreistündige Aufführung aushält, sei bei Regen oder unter der Hitze der Scheinwerfer. In der Schweiz gibt es keinen anerkannten Ausbildungsweg als Maskenbildner/in, aber einige Kurse und Weiterbildungen.

Was magst Du an deinem Job am liebsten? Und was nicht sooooo gern?
Ich liebe eigentlich alles, was dieser Beruf mit sich bringt. Die Vorarbeit, das Recherchieren, ausprobieren, das Schminken, frisieren, verändern der Person. Bei der Bühne Burgäschi bin ich mittlerweile «the Girl for everything». Vor der Aufführung bin ich Maskenbildnerin und während der Vorstellung bin ich dort, wo man mich braucht: Umbau der Bühne, Betreuung der Headsets, umschminken, den Künstlern beim Kostümwechsel helfen, auch mal kleine Wunden verarzten. In der Filmindustrie nennt man diesen Beruf Set Springer.
Das Reinigen des Materials hat für mich etwas Entspannendes, aber je nach Tagesform, ist es etwas worauf ich gut verzichten könnte.
Für mich fühlt sich das Engagement bei der Bühne Bürgäschi an, wie ein paar Wochen Zirkusleben.

 

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.