Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken ist zwar keine Kinogängerin, aber es fasziniert sie immer wieder, während der Filmtage das Geschehen in der Stadt zu beobachten. Und am Schluss landet sie dann doch irgendwann in einem Filmsaal.
Während der Filmtage finde ich es immer lustig, wenn man von der Altstadt her über die Kreuzackerbrücke Richtung Bahnhof spaziert und den Vorbeigehenden ansieht, wer an die Filmtage geht und wer nicht. Oder zumindest glaube ich das zu sehen. Selber locken mich die Filme eher am Rande. Aber ja: Filmtage ist anders – und so landete ich auch dieses Jahr wieder spontan in drei Filmblöcken.
Gestartet habe ich mit einem Wagnis: Die Morgenfilme sind selten ausverkauft. Dass dies aber am Montag im Landhaus anders sein würde, war klar: Der Film «Il dottore – Ein Arzt fürs Leben» des Solothurner Regisseurs Nino Jacusso über den Zuchwiler Arzt Stephan von Arx würde ein Publikumsmagnet werden. Da ich keinen Platz reserviert hatte, ging ich früh ins Landhaus, um ein Ticket zu kriegen. Ich stand in der Schlange. Fünf Personen vor mir hiess es: «Ausverkauft!» Ich wollte schon einen Spurt Richtung Reithalle machen, da meinte die Frau an der Kasse: «Warten Sie, oft werden im letzten Moment Tickets retourniert.» So sass ich dann kurz vor Filmbeginn tatsächlich im Saal und genoss zwei Filme, die mich berührten. «Gion Gieri – Der Dorflehrer hört auf» war alleine schon wegen des Bündner Dialektes eine Wohltat. Den Lehrer bei seinem letzten Arbeitstag begleiten zu können – und unterwegs zu erfahren, warum er es so viele Jahre in dem Bergdorf ausgehalten hat, hat mich zu Tränen gerührt.
Bei Jacussos Film faszinierte mich nicht nur das liebevolle Porträt des Patienten über seinen Hausarzt, sondern auch die Tatsache, einiges über die Industrie-Geschichte unserer Region zu erfahren. Was für ein spezieller Arzt von Arx ist, respektive war, zeigte die Tatsache, dass – Zitat von Arx nach dem Film – «der halbe Saal mal bei mir in der Praxis war».
Auch der Film am Dienstagabend in der Reithalle entlockte mir Tränen. Die filmische Dokumentation über die Primaballerina Giulia zeigte nicht nur das Dilemma zwischen Mami-Sein und bei der Arbeit seine Position wahren zu können, sondern weckte in mir die Lust, im Opernhaus Zürich eine Ballettaufführung zu besuchen.
Im Vergleich zu Montag präsentiert sich mir am Mittwochmorgen im Landhaus ein komplett anderes Bild. Der Saal war fast leer. Dass «À vendredi, Robinson» weder in deutscher Sprache, noch mit deutschen Untertiteln gezeigt wurde, war mir entgangen. So war es – trotz Englischer Übersetzung – anspruchsvoll, den poetisch-philosophischen Dialogen zu folgen. Aber zu sehen, wie der Briefwechsel der Regisseure Jean-Luc Godard und Ebrahim Golestan die beiden Herren bewegte, war von einer faszinierenden Tiefe. Am Ende des Filmes fiel mir auf, dass ich gedanklich kaum abgeschweift war. Genau das ist es, was mich dann doch immer wieder fasziniert: Nach einem Film kurz sitzen zu bleiben und so voll mit neuen Eindrücken zu sein, dass man vergisst, dass ausserhalb des Saals der Alltag wartet.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.