Schon wieder befand sich zmitz-Bloggerin Sabrina Moser in der Jesuitenkirche: Der stürmische Herbstabend war der perfekte Anlass, um sich musikalisch mit Leben und Tod auseinanderzusetzen. Unter der Leitung von Florian Kirchhofer führten der Katholische Kirchenchor Langendorf, der Reformierte Kirchenchor Murten und der Projektchor Requiem Basel das Projekt REQUIEM 2017 auf.

 Einen besseren Abend für das Chorprojekt REQUEIM 2017 hätte man sich nicht ausmalen können. Draussen war es kalt, nass und dunkel. In den Stunden vor der Aufführung in der Jesuitenkirche hatte ein gewaltiger Sturm über Solothurn gefegt. Er riss Bäume aus der Erde, wirbelte die letzten bunten Herbstblätter zum Boden, kippte ohne Gnade Blumenkübel und Kuttereimer um. Wer noch gezweifelt hat, der ist sich jetzt sicher: Der Winter naht.

In den kalten Jahreszeiten setzt sich der Mensch seit dem Anfang der Kulturgeschichte mit dem Thema Tod und Auferstehung auseinander. Ein Requiem, eine Totenmesse, ist nicht anders als eine musikalische Einladung, den Verstorbenen zu gedenken und auf erhabene Art und Weise über den eigenen Tod zu reflektieren. Westliche Komponisten seit der Renaissance haben die katholische Liturgie vertont, und wie der musikalische Leiter Florian Kirchhofer mit seinem diesjährigen Projekt zeigte, reicht diese Tradition bis in das heutige Zeitalter hinein.

Draussen war es stock dunkel, doch in der Jesuitenkirchen herrschte helles Licht. Kirchhofers Programmheft versprach uns Gegensätze und lieferte diese auch. Eine traditionell westliche Musikform wurde von zwei modernen Komponisten neu interpretiert, und von Chor, Solisten und Orchester mit Herzensblut vorgeführt. In der ersten Hälfte des Programms hörten wir das Requiem von dem 1944 in Wales geborener Komponisten Karl Jenkins, der es generell in seinen Werken versteht, die klassische Tonsprache, mit modernen Klängen zu färben. In seinem Requiem verbindet er insbesondere liturgische Elemente der Totenmesse mit japanischen Haiku und bietet somit eine musikalische Verschmelzung westlicher und östlicher Traditionen.

Als schweizerisches Pendant hierzu hörten wir in der zweiten Programmhälfte das Requiem des Basler Komponisten Raphael Sommer. Der musikalische Querdenker hatte den Auftrag bekommen, ein Ergänzungsstück zum Requiem von Jenkins zu komponieren. Vor der Welturaufführung in der Jesuitenkirche konnte der junge Komponist selbst den Mikrofon ergreifen und von dem Entstehungsprozess seines Werkes erzählen. Er bat uns ungeniert und einzigartig um einen grossen Applaus am Schluss, denn ein solches Gesamtwerk wie das Projekt REQUIEM 2017, mehr als ein Jahr in der Entstehung, verdient entsprechende Anerkennung.

Wir auf den dichtgepackten Bänken der Jesuitenkirche willigten gerne ein. Kaum waren die letzten schimmernden Töne von Sommers Stück verhallt, stand man begeistert auf. Man pfiff. Man klatschte enthusiastisch weiter. Auch wenn es die Aufgabe gewesen wäre, uns mit dem Tod, mit dem nahenden Winter, mit der uns umgebene Dunkelheit auseinanderzusetzen, war der Abend offensichtlich für die Kulturbegeisterte Solothurns durch und durch hellleuchtend und lebensbejahend.