zmitz hat im Archiv gegrübelt und CDs und Bücher von Solothurnerinnen und Solothurnern hervorgekramt. Sabrina Moser hat Peter Bichsels «Über Gott und die Welt» gelesen.
Wieso ich das Buch empfehle
Peter Bichsels Sammelband empfiehlt sich Jedem, der nicht nur gern über «Gott und die Welt» reden möchte, sondern der sich die Zeit nehmen will, mit kritischem Abstand über die Rolle der Religion in der westlichen Welt im Allgemeinen und in der Schweiz im Besonderen nachzudenken.
Was besonders daran ist
Besonders auffällig in dieser Textsammlung ist Bichsels Ehrlichkeit über seine eigene lebenslange Beziehung zur organisierten Religion und seine Bereitwilligkeit, unbequeme Aspekte der heutigen Gesellschaft offen anzusprechen.
Und das ist das Buch
Als «ein eifriger, ein übereifriger Sonntagsschüler» wollte der in Bellach lebende Autor Peter Bichsel als Kind «Missionar werden». In diesem Sammelband, bestehend aus etwa vierzig Predigten, Geschichten, Kolumnen, Essays und Reden, setzt sich der ehemalige Sonntagsschüler auf unterschiedliche Art und Weise immer wieder mit der gleichen komplexen Thematik auseinander: Seine eigene biografische Beziehung zur Kirche aus frühester Kindheit wird verwoben mit generellen Fragen über die Rolle der Religion in der modernen Gesellschaft. Da ich selber zu Übereifer in der Sonntagsschule tendierte und zudem im «Bible Belt» der USA aufwuchs, war diese kirchlich soziologische Thematik für mich von besonderem Interesse. Als Germanistin wusste ich darüber hinaus die literarischen Finessen zu schätzen, mit denen Bichsel ans Werk geht: Zum Beispiel wird das alltägliche Kochen von einem Linsengericht zu einer Reflexion über das Leben als lebenswert, und eine dreissigstündige Zugfahrt von Kairo nach Assuan zu einer Auseinandersetzung mit der Heiligkeit des schriftlichen Wortes. Mit Themen wie «Das Geschäft mit der Angst», «Sport als Religion» oder die Frage «Wie christlich sind die Christen» schreibt Bichsel furchtlos und offen über die Grauzonen der Moral. Dabei bleibt er in erster Linie ein Literat, der die Kunst versteht, Alltagsgeschichten aus ihrer Banalität zu erheben und in einer facettenreichen Metaphernwelt hineinzuversetzen.
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