Bloggerin Sabrina Moser besucht in der Jesuitenkirche das Konzert der Gesangsgruppe Gregorian Voices. Sie ging skeptisch rein, kam aber überzeugt wieder raus.

Ich gebe zu, dass ich am Anfang skeptisch war. Das Ganze wirkte zu kommerziell für mein Geschmack. Das bunte Programmheft war kostenpflichtig, und es gab trotzdem keine genaue Auflistung der Lieder, die gesungen werden sollten. Und als das Konzert begann, kam nicht der musikalische Leiter nach vorne, um uns willkommen zu heissen, sondern der Kartenverkäufer, der konfus und inhaltlich falsch ankündigte, was geboten werden sollte. Es war ein unprofessioneller Auftakt.

Jedoch die Kirche, immer eine prächtige Kulisse, wirkte an diesem Abend besonders stimmungsvoll. Die Kerzen flackerten, das Publikum sass im Dunkeln, ein durch die Beleuchtung erzeugter Rosenschimmer durchflutete den Altarraum. Und dann kamen sie. Die acht kräftigen Männer aus Bulgarien in ihren Mönchskutten, die Köpfe leicht nach unten gesenkt, die Hände über dem Bauch gefaltet, von einem Lächeln auf den Lippen keine Spur.

Entsetzt war ich, als ich bemerkte, dass ich selbst in der ersten Reihe nichts sehen würde. Die Musikständer waren so aufgestellt, dass sie die Gesichter der Sänger verdeckten. Schon wieder ein unprofessioneller Touch. Also Rosenschimmer hin oder her, ich musste mich auf meine Ohren verlassen und fand, sobald ich von meiner Irritation los liess, dass der Gesang bezaubernd schön war. Die Einzelstimmen waren hell und klar, die Untermalung von der Gruppe war reichhaltig und komplex. Und die Werke, von ernsten gregorianischen Chorälen über dramatische orthodoxe Lieder bis ins aufgeweckte Renaissance hinein, wurden mit Stil und Leidenschaft vorgetragen.   

Nach der Pause hatte ich der Gruppe schon einiges verziehen, allerdings ging meine Irritation wieder von vorne los, als die ernsten Männer in Mönchskutten plötzlich Lieder aus dem internationalen Popbereich vortrugen. Sting? Leonard Cohen? The Beatles? Wirklich? Doch ein paar Leute in den Reihen hinter mir summten leise mit. Die Lieder kamen an.

Und auch ich musste zugeben, das Ganze hatte doch was. Vor allen Dingen freute ich mich, als die Lichter eingeschaltet wurden und die Sänger nach vorne kamen, endlich entfernt von den störenden Musikständern. Nach einer Standing Ovation von der vollgepackten Kirche sangen sie die Zugabe. Jetzt konnte man sie sehen, die Gesichter, die nicht mehr ernst schauten sondern breit und kindlich lächelten. Einer der Tenöre fing mitten in «We are the World» zu kichern an. Er kriegte sich nicht wieder ein, sang jedoch aus voller Kehle tapfer weiter.  Ich weiss nicht warum er so lachen musste. Und besonders professionell war es auch nicht. Aber es war charmant- und menschlich. Ich ging mit geschmolzenem Herzen in die eisige Winternacht hinaus.