Das preisgekrönte Kabarett-Duo Knuth und Tucek gastierte am Auftakt-Wochenende der Saison 16/17 im Kulturm Solothurn. zmitz-Blogger Ruedi Stuber war überrascht ab der Wort-Gewalt und ab dem ganz auf Solothurn abgestimmten Programm.

Man setzt sich im Kulturm meist in Erwartung leichter, unterhaltender Kost unter die mächtigen Steinquader. Und man freut sich auf Comedy, Konzert oder Klamauk. – Nicht so bei Knuth und Tucek. Die beiden Frauen sind bekannt dafür, dass sie den Anspruch «Satire darf alles» gern und satt ausloten.

Nicole Knuth und Olga Tucek werden diesen Erwartung gerecht. Doch sie überraschen ihr Publikum auf andere Weise. Mit dem grossen Akkordeon, einer Pauke, Perkussionsinstrumenten und zwei ausdrucksstarken Stimmen beschwören sie die Zeit der Hexenverfolgungen herauf. Daraus entsteht eine wortlastige Collage, die den Schrecknissen mittelalterlichen Aberglaubens die Perversitäten unserer heutigen Gesellschaft gegenüberstellt. Und das geht durch Mark und Bein.

Protagonistinnen sind Magdalena Marti, die 1707 als letzte Hexe vor den Toren Solothurns hingerichtet wurde, und Mara, Zeitgenossin unserer Tage aus Solothurn. Magdalena stammt aus einer Zeit, wo eine Begnadigung darin bestand, dass man die vermeintliche Hexe, anstatt sie bei lebendigem Leibe zu verbrennen, vorher erdrosselte. Und Mara und ihr Hund Luzifer (!) erleben in Halluzinationen Hexentänze, Grauen und widerliche Folterszenen.

Was den Zuschauer vollends überrascht: Die Handlung ist ganz auf den Schauplatz Solothurn adaptiert. Knuth und Tucek beweisen Geschichts- und Ortskenntnis, die sogar Einheimischen abgeht. So spielt sich die grauenvolle Hinrichtung bei der Richtstätte an der Sandmattstrasse in Feldbrunnen ab. Olga Tucek kotzt ihr Akkordeon quer durch alle Stilrichtungen aus, Nicole Knuth beschwört eindringlich Hexen und Teufel und entlässt ihr Publikum mit den Worten «S isch immer eso gsi» in die erste feuchtkühle Herbstnacht des Jahres 2016.  – Beeindruckend und bedrückend!

 

 

Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.