Aufgewachsen ist Arturo Raffaele Grolimund in Solothurn. Nun wohnt er schon seit einiger Zeit als als freischaffender Flötist und Komponist in Hamburg. Er geniesst die Vorteile, die eine Zwei-Millionen-Stadt einem Musiker bieten kann.
Wieso und wann sind Sie ins Ausland/nach Hamburg gegangen?
Wegen des Studiums. Ich wollte in der Klasse von Karl-Heinz Zöller (dem damaligen Soloflötisten der Berliner Philharmoniker) studieren und habe einen der begehrten Ausländerplätze bekommen. – Und ich konnte hier an der Musikhochschule nicht nur bei meinem Wunschlehrer Flöte studieren, sondern auch bei Györgi Ligeti (dem wohl wichtigsten Komponisten jener Zeit) und bei Diether de la Motte (dem interessantesten Theoretiker jener Zeit) Vorlesungen besuchen. Weiter habe ich bei Herb Geller – einem Weltklasse Jazzsaxofonisten – Improvisationskurse besucht. Das war schon sehr aufregend und inspirierend.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Vor allem am Anfang war es ein Gefühl von grösserer Freiheit. – Vom täglichen Leben gibt es hier im «grossen Kanton» aber keine allzu grossen Unterschiede – ausser, dass das Leben in einer Grosstadt natürlich etwas anonymer ist, und die Tage in dieser Zeit hier im Norden um einiges kürzer sind.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Hamburg und der Schweiz?
Obwohl ich immer wieder erstaunt bin über das reiche Kulturleben von Solothurn, gibt es hier natürlich schon mehr Möglichkeiten und entsprechend auch ein grösseres Netzwerk an Musikern. Z.B. bin ich hier in einem Komponisten-Zirkel und die meisten (ausser mir) sind Professoren oder Dozenten an der Musikhochschule. Wir treffen uns von Zeit zu Zeit und sprechen über neue Entwicklungen in der Musik.
Was das Sponsoring/Geldgeber betrifft, ist es – denke ich – ähnlich: Also zu wenig…
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Die Berge, die Menschen, die Stadt, die Landschaft… Aber hier habe ich natürlich auch meine Freunde und es gibt im Sommer die nordische Helligkeit und natürlich das Meer.
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Müller-Brot und Fondue-Mischung aus der «Chäsi»!
Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten aus Hamburg mit?
Lübecker Marzipan.
Wo trifft man Sie regelmässig an? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Im «Café Paris» z.B. … ich arbeite gern in Cafés… – Die Freizeit verbringe ich vor allem mit unserem wundervollen Sohn Amani, den wir vor drei Jahren in Kenia adoptiert haben. Wir lebten 2012 mehrere Monate in Afrika – für mich auch eine Art sabbatical Year … aber das ist wieder eine andere Geschichte …
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Ich glaube die meisten Gründe wären eher nostalgischer Art – ich hatte eine sehr schöne Jugend und erste Zeit als Musiker in Solothurn… Auf der anderen Seite ist es schon cool hier in der Musikszene einer Zwei-Millionen-Stadt drin zu sein. … Also zurzeit sind solche Gedanken nicht sehr realistisch.
Welches Solothurner Kulturlokal oder -Ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach Hamburg zügeln?
Das sind vor allem die sakralen Räume, so etwas wie die St. Peterskapelle – ein Raum mit einer fast 2000 Jahre alten Geschichte – so etwas gibt es hier nicht. – Auf der anderen Seite mag ich die offenen Konzertorte wie z.B. die «Kulturgarage» (gibt es die noch?) oder das «Kreuz» bei denen man nicht so eingeschränkt ist.
Allerdings gibt es hier in Hamburg mindestens zwei Festivals und die Konzerte auf «Kampnagel», die einem das in einem wesentlich stärkeren Masse bieten. Konkret: wenn ich jetzt ein anspruchsvolles Konzert mit neuer Musik in Solothurn geben möchte, wüsste ich nicht wohin ich mich wenden müsste.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.