26 Autorinnen und Autoren haben zum «Solothurner Lesebuch» beigetragen. Die 224 Seiten sind eine (Wieder-)Entdeckungsreise durch Stadt und Region. Teil 2 einer Lesereise.

 

Die Autorinnen und Autoren des «Solothurner Lesebuchs» (Auftakt zur Serie hier) haben die unterschiedlichsten Jahrgänge. Das finde ich sehr spannend, deshalb erwähne ich auch das Geburtsjahr der Autorinnen und Autoren.

Die jüngste Autorin, Natalie Marrer, hat den Jahrgang 1991. Sie trägt mit «Steinige Liebe» eine besondere Liebesgeschichte zur Sammlung bei. «Unsere Beziehung war durch Turbulenzen geprägt und drohte mich manchmal fast von den Beinen zu reissen – ein typischer solothurnischer Wind eben, der den omnipräsenten Nebel in Schwaden über den Himmel jagt… Er war mein Solothurn, meine Heimatstadt.» Daneben Elisabeth Pfluger. Mit dem stolzen Jahrgang 1919 ist sie die älteste Autorin. Aus ihrer riesigen Geschichtensammlung steuert sie ein «Müschterli» bei. «Giro di Gäu» heisst ihr Text, der 1950 spielt und ein Manöver des Füs.Bat.90 in der Nacht auf Allerheiligen beschreibt.

Es treffen einheimische, abgewanderte und zugezogenen Autoren aufeinander. Hier orientalische Poesie wie im Märchen, dort Texte in Mundart. «Plötzlich verwandeln sich die Holzbretter der Kutsche in farbige Wollfäden. Der hölzerne Kutschenboden wurde zu einem fliegenden Teppich», schreibt Sami Daher, der 1959 in Nazareth geboren wurde und 1997 die Pittaria in Solothurn eröffnete. Ernst Burren, geboren 1944, wandert nicht gerne auf Gipfel. «I bruuche nid uf e mount everest z schtiege für z merke dass i aut bi…»

Zum Schmunzeln bringen mich die Erzählungen der beiden Väter Supino und Schneider. Franco Supino, 1965, outet sich in seinem Beitrag «Geschichte vom FC Post» in Mundart als fanatischer Fussballvater seines Sohnes, welcher für den FC Post dem Ball hinterher jagt. «Bi de F Juniore sis nid Huligäns, wo Problem mache, sondern d’Öutere. Nid aui Öutere, aber döu». Jan Schneider, 1976, erzählt in «Shakespeare lässt grüssen» von einen fast normalen Spielplatzbesuch: Kindergeschrei, Motorenqualm und Vogelgezwitscher. Auf dem Spielplatz stellt er sich die Frage: «Wie werden all die Kinder auf dem Spielplatz reagieren, wenn sie jugendlich oder gar erwachsen werden? Was bleibt aus ihrer Kindheit?»

Kritisch äussert sich Krokus Chris von Rohr im seinem Text «Die Seerose an der Aare». «Schockstarre, eine Art Herzstillstand, wegen dem unglaublichen Regionalbanken-Skandal, der den Steuerzahler gegen 700 Millionen Franken gekostet haben dürfte. Das Geld fehlt in der Schul-, Familien-, Kultur- und Wirtschaftsförderung.»

Das Solothurner Lesebuch wurde 2014 von Daniel Gabarell im Kulturbuchverlag Herausgeber.ch veröffentlicht. (ISBN 978-3-905939-26-2). Teil 3 der Serie über das «Solothurner Lesebuch» folgt nächsten Donnerstagmittag.