zmitz hat im Archiv gegrübelt und CDs und Bücher von Solothurnerinnen und Solothurnern hervorgekramt. Mirco Koch hat Franco Supinos «Der Gesang der Blinden» gelesen.
Wieso ich das Buch empfehle
Dem Solothurner Autor mit den italienischen Wurzeln begegnete ich 2003. Er war damals Autor des Jugendtheaters «Döner & Röschti». Das Stück wurde in der KuGa aufgeführt und beeindruckte mich sehr. Es thematisierte Rassismus und Integration. Unmittelbar nach diesem Theaterbesuch kaufte ich mein erstes Buch von Franco Supino. Im heute verschwundenen Antiquariat an der St.Urbangasse lachte es mich an. «Der Gesang der Blinden» fesselt mich bis heute. Eine Art Roadmovie – und ich liebe Roadmovies!
Was besonders daran ist
Ich lese am liebsten so, wie ich Musik höre. Ich lasse mich gerne entführen, tauche ab in Bilder, vergesse mich und denke nicht nach. Wäre das Buch ein Film, dann müsste es ein Roadmovie sein. Die Sprache gewählt, mit Stil, aber nie kompliziert. Ein bisschen wie Dürrenmatts «Der Richter und sein Henker». Für mich ist Lesen Erholung und keine Arbeit. Supinos «Der Gesang der Blinden» passt zu meinem Geschmack. Es hielt mich gefangen bis zur letzten Seite. Als ich es im Goldenen Herbst 2017 ein zweites Mal las, war es nicht anders. Es war im hintersten Appenzellerland auf einer verlassenen Alp, fast 15 Jahre nachdem ich das Buch kaufte.
Und das ist das Buch
Berger redet seit Jahren davon. Er wünscht sich eine Afrikareise. Ein unrealistischer Wunsch, denkt er. Doch dann tritt ein, wovor sich Berger schon so lange fürchtete. Seine Frau Rahel schenkt ihm zum Geburtstag eine solche Reise! Nun schickt Supino seinen Berger auf den fremden Kontinent. Die Reise entpuppt sich für Berger je länger je mehr als Trip in sein Innerstes. Sie wird zur Auseinandersetzung mit sich selbst. Um den eindrücklichen und gut recherchierten Reisebericht spinnt Supino zudem einen spannenden, weil brisanten Kriminalfall. Berger, der im eigentlichen Leben ein Untersuchungsrichter ist, wird darin immer mehr in die Enge getrieben. «Der Gesang der Blinden» gefällt mir. Ich tauche weg und erwache erst wieder, nachdem ich die letzte der 175 Seiten gelesen habe. Nie bin ich mir beim Lesen sicher, ob ich einen Film schaue, oder ob es wirklich ein Buch ist, das mich so fesselt. Supino ist Solothurner mit fremden Wurzeln. Themen wie das Fremde oder die Heimat prägen ihn. Das macht ihn sympathisch. Irgendwie fühle ich mich mit ihm verbunden.