Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Fabian Gressly.
Seit der Pandemie hat sich mein Kulturkonsum zugegebenermassen verändert. Er wurde etwas weniger, gezielter, aber damit auch intensiver. Was ich höre, sehe, lese, inspiriert mich für sehr, sehr lange Zeit. Gebe ich dem Kultur- und Kunsterlebnis etwas Zeit und Wirkungsraum, setzt es sich fest.
Es war im Herbst letzten Jahres so, als ich Jazz-Saxofonist Patrick Joray und seiner Band im Kreuz zuhören durfte. Das war nach dem Besuch einer «Fabian»-Vorstellung des TOBS im Stadttheater so oder als ich die Bührle-Sammlung in Zürich besichtigte. Das war im August so, als ich Nemo in der Kiesofenhalle hörte. Das war im Oktober so, als ich mir im Canva Club «Lee – die Fotografin» mit Kate Winslet über das Leben und Wirken der US-amerikanischen (Kriegs-)Fotografin Lee Miller anschaute. Das war so, als ich mir am 2. November das Programm «LOVE» von und mit der Oltner Spoken-Word-Künstlerin Lisa Christ zu Gemüte führte.
Kunst und Kultur sollen uns inspirieren, zum Denken anregen. Das passiert bei mir auch ausserhalb meines direkten Kulturkonsums in Museen, Theatern, Kinos usw.. Obwohl, auch das ist wohl Kultur, einfach auf einer anderen Ebene: Ich habe beruflich sehr oft mit Kunst- und Kulturschaffenden zu tun. Unterhalte mich mit ihnen über ihre Arbeit und das Leben – über Gott und die Welt, wenn man so will. Darüber, was sie antreibt, wie ihre Kunst entsteht. Vor wenigen Wochen unterhielt ich mich mit der Solothurnerin Simone Etter (mit ihr hat zmitz einen Rundgang ausgerichtet) über ihre Kunst und mit Sascha Rijkeboer (Förderpreis Literatur des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung 2024), über die Wirkung der Lyrik, die Sascha verfasst und vorträgt. Nach beiden Gesprächen war ich – um mal ein im 21. Jahrhundert nicht mehr ganz präsentes, aber durchaus passendes Adjektiv zu verwenden – sehr erquickt.
Nachhaltig erquickt war ich nach einem Kulturerlebnis ganz anderer Art: Im Januar habe ich einen Workshop im Umfeld der Ausstellung über Hannah Höch im Zentrum Paul Klee Bern besucht. Dabei ging es darum, selbst Collagen zu basteln. Anfangs eher lustlos sass ich am Tisch, schnitt Papier zurecht, malte, arrangierte… Bis mich eine Idee packte und sich wie von selbst realisierte. Das Resultat hängt nun über meinem Arbeitsplatz und soll fortan zeigen, dass die Inspiration immer und überall lauern kann.
In diesem Sinn freue ich mich auf zwei Fixpunkte im Kulturkalender – die Jahresausstellung im Kunstmuseum und die Solothurner Filmtage – sowie auf viele weitere Kulturerlebnisse. Und viele weitere…
Fabian Gressly (* 1976) findet, Kultur ist für eine Gesellschaft unverzichtbar. Musik, Bilder, Filme, Literatur, Bühne… Er hat deshalb nicht nur vor über zehn Jahren zmitz mitgegründet, er geniesst es, beruflich als Kommunikationsfachmann viele Menschen aus der Kultur begleiten zu dürfen.