Langsam zeigt sich ein Licht am Ende des Tunnels. Kultur erwacht. Doch Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken macht sich etwas Sorgen.
In mir macht sich ein Gefühl breit, das ich nicht so mag. Lange war da das grosse Kribbeln: Wann gibt es wieder Live-Musik? Wann kann ich von einer Galerie aus runter auf eine Theaterbühne schauen? Wann mit vielen anderen einer Autorin lauschen? Wann?
Und dann ist der Moment da, wo die Hoffnung aufkeimt. Eine diktierte Hoffnung. Kinos öffnen, erste Konzerte sind möglich. Mit weiterhin vielen Auflagen und Einschränkungen. Nur 50 Personen, Abstand, Maske. Und ich spüre, wie das Kribbeln verfliegt. Ich dachte immer, dass mich der erste Live-Anlass nach so langer Zeit voll flashen wird. Was aber, wenn alles anders sein wird? Was, wenn ich vor Ort merke, dass es nicht so ist, wie ich es mir ausgemalt hatte? Was, wenn mich die Masken der anderen Konzertbesucher traurig machen, weil ein Teil der Mimik fehlt? Was, wenn ich mir Nähe und nicht Abstand auch in einer Konzerthalle wünschen würde. Und was, wenn diese Nähe dann möglich wird und ich mich doch nicht wohl fühle?
Kino reizt mich nicht – aus dem einfachen Grund, dass ich mir während der Coronazeit den Kinoabend zu Hause angewöhnt habe. Und darum ein Film auswärts nicht unbedingt das ist, wonach ich mich jetzt sehne. Erste Konzerte sind ausgeschrieben, also erste Konzerte, bei denen man nicht schon im vornherein weiss, dass die wohl kaum stattfinden werden. Eine Durchführung wird realistisch – und trotzdem kaufe ich mir die Tickets noch nicht. Ist da trotzdem etwas von dem «ach, ich freu mich besser nicht zu fest darauf» hängen geblieben? Ein Sommer mit einem Openair-Besuch hatte ich mir gewünscht. Und jetzt lässt es mich fast kalt, wenn ich die Absagen sehe.
Vielleicht ist es ja gut, dass wir sanft einsteigen – und uns dann Schritt für Schritt an die alte Normalität herantasten können. Uns sozusagen eine «Kultur-Probezeit» gönnen und die nun bewusst wahrnehme. Nicht zu viel erwarten und einfach mal schauen, wie sich das Live-Erlebnis so anfühl. Und doch fehlt mir die Vorfreude, wie ich sie früher erlebt habe. Das grosse Kribbeln, wenn die Scheinwerfer über der Bühne angehen und die Band sich unter den Lichtkegeln positioniert. Möge dieses Gefühl zurück kommen. Wagen wir also den Schritt zurück zur Kultur, seien wir uns aber bewusst, dass der Weg bis zum Ende des Tunnels noch ein langer sein könnte.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.