Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Dominique Niklaus.
Es ist späterer Nachmittag an einem schönen Sonntag diesen Sommer, wir stehen vor der Bühne des Festivals Ronquières, irgendwo im nirgendwo in Belgien und mir schiessen vor Rührung Tränen in die Augen. Es spielen «Warhaus», ein Solo-Projekt von Maarten Devoldere, einigen vielleicht besser bekannt als Leadsänger der belgischen Band Balthazar. Ich bin überwältigt von der ergreifenden Stimmung, die Sonne geht langsam unter und Maarten Devoldere singt sich, begleitet von einer Band, direkt in mein Herz. Es ist ein überraschender Moment, denn bis anhin kannte ich Warhaus nur den Namen nach, einzig der Song «Love’s a Stranger» kommt mir bekannt vor, wahrscheinlich plätschert der ab und an unauffällig im Radio. Selbst die erfolgreiche Hauptband Balthazar von Devoldere habe ich bis zu diesem Moment sträflich missachtet, doch seit Ronquières säuselt sich Maarten quer durch meine Streaming-Liederliste.
Aber warum stehe ich an einem Konzert einer mir unbekannten Band mitten in der belgischen Pampa? Wir sind auf dem Weg in die Ferien, nach Holland, und wie üblich strählt Marcel vor der Reise das Internet auf alle möglichen Gigs und Festivals, die nur annähernd auf der Reiseroute liegen. Fun Lovin’ Criminals waren dieses Mal der Grund, weshalb wir unbedingt einen Abstecher an dieses Festival in Ronquières machen sollten, anscheinend eine Lieblingsband, die man unbedingt gesehen haben muss. Aber natürlich auch wegen den Pixies, obwohl wir die schon im Madison Square Garden in New York und im X-tra Zürich gesehen haben. Ich lasse mich wenig überzeugt breitschlagen, den Umweg über Belgien zu fahren.
Die «Fun Lovin’ Criminals» waren ok, vielleicht ist 16 Uhr nicht gerade der attraktivste Slot, Pixies waren grandios, haben so richtig «gemäht», wie Marcel sagt, aber, eben, Warhaus hat sich nachhaltig in mein Herz gebrannt. So habe ich ein weiteres musikalisches Ferien-Souvenir in der Sammlung, letztes Jahr waren wir am Punk-Festival Rebellion in Blackpool, dort hatte ich Bob Vylan im Gepäck, oder ich entdecke alte Bands neu, wie zum Beispiel The Streets am Pukkelpop in Hasselt oder Pearl Jam, die ich bereits an 13 verschiedenen Konzerten in ganz Europa gesehen habe. Auch mal an Konzerte im Ausland zu gehen, kann ich nur weiterempfehlen, es ist nicht nur der musikalische Moment, der das Erlebnis einzigartig macht, sondern das ganze Drumherum, von den Leuten über das Essen bis hin zur Tatsache, einfach Neues zu entdecken. Der nächste Trip ist auch schon in Planung, wir haben gerade das Hotel für das Festival Roadburn in Holland nächsten April gebucht. Mal schauen, welche Spezialiäten dort aufgetischt werden.
Warhaus geht übrigens nächstes Jahr mit dem neuen Album «Karaoke Moon» auf Tour und spielt gleich zweimal in der Schweiz. Ich werde wohl in Lausanne vor Rührung weinen.
Konzerte Warhaus 2025: Fr, 2. Mai, Lausanne, Les Docks und So, 4. Mai, Zürich, Mascotte.
Dominique Niklaus, zmitzerin der ersten Stunde, liebt es über Musik und Kultur zu schreiben, stand aber auch schon unverhofft im Fotograben. Normalerweise gilt mehr ist mehr bei Gitarrenmusik, aber altersmilde gestimmt auch zugänglicher geworden für schöne Melodien und Chörlis. Und nachweisbar Opfer von Reiseplänen des ehemaligen zmitzers Marcel Frey.