Was hat ein Hund aus der Feder von Walt Disney mit Subingen zu tun? Und was beides mit dem Mundarttag, der am Samstag in Solothurn stattfand? zmitz-Blogger Gianni Leardini weiss mehr.

Am Vormittag des Mundarttags.23 hatten die anderen sieben Deutschschweizer Mundartvereine ihren Auftritt (siehe der Beitrag von Blogger-Kollege Ruedi Stuber), der Nachmittag gehörte dann dem kürzlich neu gegründeten Solothurner Mundartverein. Mein erster Gedanke: Warum eigentlich nicht «Soledurner»? Die offensichtliche Antwort bekam ich am recht gut besuchten Anlass in der Kantonsschule Solothurn: Es gibt nicht EINEN Solothurner Dialekt – aber dazu später mehr. Vereinspräsident Vinzenz Wyss, Medien- und Kommunikationswissenschaftler (unten im Bild) , ist ursprünglich aus Günsberg und wohnt heute in der Region Zürich, sein Leberberger Dialekt ist aber glücklicherweise nicht zürcherisch kontaminiert. Der Zweck des Vereins sei zwar auch das Bewahren, Archivieren und Dokumentieren der hiesigen Mundart, sagte er. Genauso wichtig und inspirierend sei es aber zu beobachten, wie sich der Dialekt als äusserst lebendige und vielseitige Sprache weiterentwickelt. Vizepräsidentin Anne-Regula Keller (ebenfalls unten im Bild) betonte zudem, dass der Verein nicht zum Ziel habe, die «Verbernisierung» der Solothurner Mundart zu verhindern, wie dies kürzlich falsch in den Medien zu lesen war.

Wie die anderen Vereine im Vormittagsprogramm hatten auch die Solothurner einen Vertreter der Mundartkultur zu bieten: Dülü Dubach gab ein paar Lieder aus seinem Repertoire zum Besten. Der Lehrer, Musiker, Liedermacher und Kopf der Solothurner Band «Supersiech» schaffte es schon mit dem ersten Lied «Mini Lieblingsfarb», dem etwas unschmucken und sterilen Ambiente im naturwissenschaftlichen Trakt der Kanti Solothurn etwas Farbe zu verleihen. Stellenweise brachte er das Publikum sogar dazu, bei seinen witzig-tiefschürfenden Kinder- und Liebesliedern mitzusingen. Eine Handharmonika und ein Mikrofon genügten, um eine schöne Stimmung zu schaffen – «es het gfäderet!» Und als er sein Lied «Du bisch dr Rahm» ankündigte, flammte kurz eine kleine Diskussion auf: «Heisst das nid Nidle?», meldete sich jemand aus dem Publikum…

«I bi vo Deitige, das isch bekannt wäg dr Süuberchugele», sagte Dülü Dubach vor seinem Auftritt in Anspielung auf die Autobahnraststätte mit Kult-Status. «Das isch näbe Subige», rief Stefanie Ingold dazwischen. Solothurns Stadtpräsidentin ist nämlich in Subingen aufgewachsen und mit Dülü in die Schule gegangen. Auch sie wies in ihrem Grusswort auf die Vielfalt der Solothurner Mundart hin. Sogar in Nachbardörfern wie Deitingen und Subingen würden die Wörter in Nuancen unterschiedlich betont oder hätten eine andere Bedeutung. Seit ihrer Jugend habe sich die Sprache aber weiterentwickelt, die regionalen Unterschiede seien kleiner geworden. Sie begrüsste es, dass der Solothurner Mundartverein nicht als «Retter der Sprachvergangenheit» auftrete, sondern auch die neuen Entwicklungen beobachten wolle. Als Beispiel nannte sie das aktuelle Jugendwort des Jahres: «goofy», was in der Jugendsprache so viel wie tollpatschig, albern oder schräg bedeutet. Sie selber schreibe übrigens immer Hochdeutsch und nie Mundart, auch in WhatsApp-Nachrichten. Das wiederum würden ihre Kinder «goofy» finden.

Eines freut die Stadtpräsidentin besonders: Das Deutschschweizer Mundartarchiv ist seit kurzem in Solothurn untergebracht, und zwar im «Altwyberhüsli». Mein Eindruck: Damit dieser Name nicht zum Programm wird, muss es dem Verein gelingen, die junge Generation anzusprechen und zum Mitmachen zu bewegen – am Mundarttag.23 habe ich mit meinen 55 Jahren den Altersdurchschnitt ziemlich nach unten gedrückt…

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Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.