Mitte August starten die Barocktage zum zweiten Mal, und sollen zum fixen Bestandteil des Solothurner Kulturlebens werden. Das fällt den Tagen jetzt schon ziemlich leicht. Am 15. Juni beginnt der Vorverkauf.
Von wegen, dass das Influenzerwesen eine neuzeitliche Erscheinung ist und erst heutzutags Urständ feiert. Nein, diese Einflüsterer, diese Herumchüscheler, die mit Geld etwa vom Heimweh ins Fernweh lockten, um in frömde Dienste zu treten, gabs schon Hunderte Jahre zuvor. Zweifellos etwas weniger subtil halt, ergo mit viel Alkohol nachgespült, um keine voreiligen Vertragsbrüche heraufzubeschwören. Nun, das Geld floss als Vorauszahlung, um sich in Kriegsdiensten zu verdingen, bevorzugt bei den Franzosen. Mag sein, dass auch die Aussicht auf den französischen Wein lockte oder in den königlichen «Guardes Suisses» dienen zu können. Denn das galt damals was. Wer da der gehobenen Gesellschaftsklasse angehörte, avancierte gleich zum Söldnerführer, sprich Militärunternehmer. Und denen hat Solothurn weitgehend ihre heutige Architektur zu verdanken. Und deshalb sagt man gemeinhin, Solothurn, sei auf französischem Geld aufgebaut und bis heute Barock. Dass da auch der französische Ambassador in Solothurn (seit 1530 hier domiziliert) seine Finger im Spiel hatte, beschleunigte die Sache weiter. Kurzum: Wir sind hier bis heute die Schweizer Barockstadt schlechthin.
So, dieser Vorspann musste sein, um zu verstehen, weshalb einige bedeutende Kulturinstitutionen Solothurns kommenden August zum zweiten Mal die Barocktage vom 13. bis 21. August inszenieren. Die 10tägige barocke Schau will aber kein Beweihräuchern vergangener Zeiten pflegen und bezwecken, sondern ein Nachspüren, wie das damals so war und was diese Zeit vor – sagen wir mal – 300 Jahren uns heute noch zu sagen hat. Wenn man das neue und im Vergleich zu 2021 gehörig erweiterte Programm studiert, offensichtlich eine ganze Menge. Und das beileibe nicht nur für eingefleischte „Barockfans“. Neben dem federführenden barocken Dreigestirn Waldegg, Blumenstein und Altes Zeughaus wirken weitere zwei Dutzend Institutionen mit. Sogar über die Kantonsgrenze hinaus, etwa dem Schloss Jegenstorf oder Thunstetten. Das ganze Potpourri (um hier französisch zu bleiben…) gibt ein barock-prachtvolles, beispielhaftes Kulturprogramm: Szenische Führungen zu verschiedensten Themen des Solothurner Barock und barocken (Alltag-)Lebens, Barocke Musik der unterhaltsamen Art (unter Mitwirkung des hier Schreibenden), Kulinarisches zum Thema, gar ein barockes Kinderprogramm. Von Perücken und Puder hört und liest man, über einen Prunksekretär wird referiert bis zu barocker Fechtkunst eingeführt oder über männliche Morgentoilette im 18. Jahrhundert sinniert. Ferner: Über Pillendreher und Quacksalber werden Geschichten erzählt, barocke Kulinarik handfest erprobt, und – nur folgerichtig – über die barocken Körperausscheidungen intellektuelle Ausflüge gemacht etc. etc.
Das geradezu extravagante, lustvolle Barockprogramm bietet vom 13. bis 21. August so viele echte Überraschungen, die ganz allgemeintauglich für Kreti und Pleti sind. Ein echtes Unterhaltungsprogramm, mit durchaus Tiefgang. Auf der eigens dafür geschaffenen Website gibt’s reichlich Informationen zu allen Events. Der Vorverkauf läuft hier. Da muss man zulangen…