Manchmal hätte man Lust auf Kultur, bringt aber keinen Fuss über die Türschwelle. Blogger Gianni Leardini weiss, dass dies kein Hindernis und man auch aus der Stube in andere Welten oder Epochen eintauchen kann.

An Tagen wie diesem wünscht man sich keine Unendlichkeit (ein Sorry an «die Toten Hosen»). Draussen ist es – je nach subjektivem Empfinden – feucht-frisch oder nass-kalt. Schon aus dem Bett zu steigen, kostet ziemliche Überwindung, geschweige denn für alle Glücklichen, die nicht allein drin liegen.

An Tagen wie diesem will unsereins trotzdem nicht auf Kultur verzichten. Da gibt’s natürlich Radio, Fernsehen, Bücher und die eigene Plattensammlung. Da gibt’s aber auch die unendlichen Weiten des WWW, darin kann man sich stundenlang verlieren. Aber auch für das Internet gilt: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? Auf ein sehr nahes Angebot hat mich @zmitz aufmerksam gemacht (Merci, Lucilia!), und ob ich Lust hätte, darüber zu schreiben. Klar habe ich, auch wenn das Thema nicht ganz ohne Widersprüche ist: Es geht um die Online-Rubrik «Museum für Daheim» des Alten Zeughauses in Solothurn. Diese ist wohl während Corona entstanden, als die Museen schliessen mussten und den Menschen trotzdem etwas bieten wollten. Es finden sich Aufnahmen von Mittags- und Sonntagsgesprächen aus dem Jahr 2021, kurze Filme über das Museum und in den «Depotperlen» Beiträge zu diversen Exponaten aus dem Museum – unter anderem zum legendären Züghusjoggeli. Alles bequem konsumierbar von unter der warmen Bettdecke aus.

An Tagen wie diesem lässt sich wunderbar nachdenken über Gott, die Welt und andere Kleinigkeiten. Beim Zeughaus kommt mir wenig überraschend spontan Krieg in den Sinn, alles andere als eine Kleinigkeit. Da gibt es bekanntlich verschiedene Arten.  Unblutige, wie etwa der aktuelle Handels- und Zollkrieg von Möchtegern-Weltherrschern, die sich aufführen wie Kindergartenkinder, die im Sandkasten um ein Plastikschüfeli streiten. Oder leider sehr blutige, bei denen andere Möchtegern-Weltherrschern in verschiedenen Teilen unseres Planeten für ihre Expansionsgelüste das Leben von tausenden von Kindern und anderen Unschuldigen opfern. Allen ist gemeinsam: Jeder Krieg ist einer zu viel.

An Tagen wie diesem und auch sonst ist es also nicht ganz einfach, über ein Angebot zu sprechen, das man intuitiv mit Krieg verbindet. Das Museum Altes Zeughaus schafft aber den schwierigen Spagat. So ist etwa in der Dauerausstellung neben allerhand Kriegsgerät ein grosses Gemälde mit dem Solothurner Niklaus von Wengi zu sehen, der sich 1533 vor eine Kanone stellte und damit die Eskalation eines Konflikts zwischen Reformierten und Katholiken verhinderte. «Wie er haben sich immer wieder Personen für eine friedliche Lösung von Konflikten eingesetzt», liest man auf der Museumswebseite. Vor allem gelingt der Spagat in den Sonderausstellungen, die immer wieder eine kritische Reflexion zu den Ursachen und Folgen von Konflikten in den Mittelpunkt stellen und Raum für alternative Perspektiven bieten. Ein gutes Beispiel ist etwa das Themenjahr 2024/25 «Kunst, Krieg und Kultur». Das Museum schreibt dazu: «Dies klingt zuerst nach einem Widerspruch. Während die Kunst Neues und Schönes entstehen lässt, die Kultur aufbaut und bildet, vernichtet und zerstört der Krieg.»

An Tagen wie diesem lernt man also nicht nur neue Online-Angebote kennen, die zum Nachdenken anregen. Persönlich habe ich auch Lust bekommen, wieder mal ins Museum Altes Zeughaus zu gehen und die Sonderausstellung zu besuchen. Wobei: Feuchtnass kann es dort zwar auch werden, wenn der Züghusjoggeli zuschlägt…

Infos hier:

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.