Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Anita Panzer.

Als ich im März 2003 in Solothurn ankam, um zu bleiben, waren mir die Solothurner Filmtage gänzlich unbekannt. Im Januar 2004 stürzte ich mich mit Begeisterung in dieses Filmtagegewimmel. Damals trugen die Eingefleischten noch Kordhosen, karierte Hemden und rote Schals. Mir gefiels. Von jetzt an reservierte ich mir diese eine Woche im Januar in der Agenda. Ich nahm nicht gerade Ferien dafür, das nicht, aber ich ging morgens zur Arbeit, über Mittag an die Filmtage, am Nachmittag zur Arbeit und ab späterem Nachmittag wieder an die Filmtage. Zwei Personen fielen mir jeweils auf: Der Filmjournalist Hans Jürg Zinsli, der das Publikum überragte, und Thomas Geiser, der Herr mit Fliege und Wuschelfrisur. Dass er Rechtsprofessor an der Uni St. Gallen, beinahe zu den Mitgründern der Filmtage gehörte und im Vorstand langjähriges Mitglied war, erfuhr ich erst später. Nämlich als mich 2019 die damalige Direktorin der Filmtage auf dem Schiff in Norwegen telefonisch erreichte und fragte, ob ich nicht im Vorstand der Filmtage mitwirken wolle – als Nachfolgerin von Alt-Regierungsrat Klaus Fischer. Ich fühlte mich geehrt – und sagte zu.

Seither engagiere ich mich für die Filmtage, beherberge während dieser Woche im Januar Filmtagegäste, und streiche sie mir noch immer dick in der Agenda an. Und es gefällt mir immer noch, wenn im Januar die Stadt jeweils bevölkert ist von kino- und filmaffinen Menschen, die Kinosäle voll besetzt sind. Nach wie vor sauge ich die Atmosphäre ein, welche die Kinobesucherinnen und -besucher in die Stadt bringen. Ich sehe mir Filme an, die ich sonst wohl kaum besuchen würde. Ich beäuge die Branchenvertreter, die sich während der Filmtage treffen und sich austauschen – ein eigenes Volk. Künstler. Ich bewundere deren Kreativität.

 

Und heute freue ich mich bereits auf die 60. Ausgabe der Solothurner Filmtage. Ein kleines Jubiläum. Dieses wird mit einer grossen Retrospektive über die Jura-Landschaft gefeiert. Das Sonderprogramm mit dem Titel «Imaginaires du Jura / Jurabilder» zeigt über 30 Filme aus elf Jahrzehnten, die alle im Jurabogen gedreht wurden. In Zusammenarbeit mit den Filmtagen eröffnet unter dem gleichen Titel kurz vorher eine Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn. Diese weitet den Blick vom Medium Film zur Kunst und stellt Verbindungen zwischen beiden her. «Wir sind uns in Solothurn bewusst, dass wir am Rand einer wunderbaren Filmkulisse leben. Diese lassen wir in unserer 60. Ausgabe sprechen», sagt Niccolò Castelli, der künstlerische Leiter der Solothurner Filmtage. Die 60. Solothurner Filmtage finden vom 22. bis 29. Januar 2025 statt! Datum dick in der Agenda eintragen und Festivalpass reservieren!

Anita Panzer (im Bild oben anlässlich der Premiere von «Echte Schweizer» an den diesjährigen Filmtagen mit Filmtage-Präsident Anmdreas Spillmann, l., und Armee-Chef Thomas Süssli) kam 2003 als Mediensprecherin der Polizei Kanton Solothurn in den Kanton Solothurn und lernte dabei auch die Solothurner Filmtage kennen. 2006 machte sie sich mit einer Kommunikationsagentur selbständig. Sie war Kantonsrätin und Gemeindepräsidentin von Feldbrunnen-St. Niklaus. Heute betreibt sie neben ihrer Kommunikationsagentur ein Trekkingunternehmen.