Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Nadine Schmelzkopf.

Kultur kommt in allen Farben und Formen daher – und genau das macht sie zu einem wunderbaren Mittel, um Verbindungen zu schaffen oder zu vertiefen. In meinem Text geht es aber nicht nur um Kultur, sondern vor allem um Menschen. Menschen wie dich und mich.

Ich bin Nadine Schmelzkopf und seit rund acht Jahren bei zmitz tätig. Meine Beiträge sind dabei weniger literarischer Natur – ich bin die, die sich um die technischen Belange kümmert. Unter anderem habe ich das Design der Website geplant und umgesetzt. Kultur ist für mich wichtig, weil sie uns berührt und aufwühlt. Sie bringt Gedanken und Gefühle in mir hervor – Gedanken, für die ich manchmal selbst keine Worte finde, oder Gefühle, die ich längst vergessen hatte, oder die einfach intensiver werden, wenn sie von kulturellen Erlebnissen verstärkt werden.

Seit meiner Kindheit hat mein Vater mich immer wieder zu kulturellen Anlässen mitgenommen. Mein allererstes Konzert war ein Auftritt meiner Lieblingsband, den «Red Hot Chili Peppers». An die Show selbst kann ich mich kaum erinnern, aber an etwas anderes dafür umso mehr: An diesem Tag war mein Vater wieder einmal mein Held. Ich habe jede Minute mit ihm genossen, und diese Erfahrung öffnete die Tür für viele weitere Konzerte, die wir bis heute gemeinsam besuchen.

Eine weitere prägende Erinnerung stammt von einem Festival in Deutschland vor acht Jahren. Ich war mit einer grossen Gruppe von Freunden dort. Am zweiten Tag zog ein heftiges Unwetter auf, das uns dazu zwang, unsere Zelte zu räumen und nur das Nötigste mitzunehmen. Wir wurden in Turnhallen untergebracht, bekamen Wasser und Decken und schliefen auf dem Boden, ohne genau zu wissen, was passieren würde. Am nächsten Tag wurde das Festival abgesagt. Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren zurück in die Schweiz. Als wir in Solothurn ankamen, schien die Sonne, und wir entschieden uns, den Tag trotz allem zu feiern. Wir setzten uns mit Campingstühlen an die Aaremauer, liessen den Abend ausklingen und feierten das Leben. In diesem Moment war alles Vorherige vergessen.

Ein weiteres Erlebnis war ein Metal-Konzert im Kofmehl, das ich allein besuchte. Ich habe psychische Probleme, und an diesem Abend bekam ich eine Panikattacke. Ich ging nach draussen, um frische Luft zu schnappen, und fühlte mich völlig verloren. Doch dann bemerkte ein fremder junger Mann, dass ich Hilfe brauchte. Er sprach mit mir, half mir, mich zu beruhigen und gab mir das Gefühl, in diesem Moment nicht allein zu sein. Bis heute bin ich ihm dankbar für diese Geste.

Was bleibt, sind solche Begegnungen. Egal, ob Konzert, Theaterstück oder Poetry Slam – im Moment geniesse ich das kulturelle Erlebnis, doch die bleibenden Erinnerungen sind stets mit den Menschen verknüpft, mit denen ich sie geteilt habe. Deshalb möchte ich all jenen danken, die solche Momente möglich machen – und all den Menschen, die sie mit mir teilen.

Nadine Schmelzkopf ist eine der wenigen zmitz-Blogger:innen, die das Prädikat «Digital Native» wirklich für sich beanspruchen kann. Sie hat die zmitz-Website kreiert, macht den technischen Support – und findet dennoch  immer wieder Zeit, Konzerte zu besuchen und diese mit einem reflektierten Blick zu kommentieren. Als vielseitige Künstlerin greift sie selbst auch zum Pinsel. Ihre Werke thematisieren das Thema «Mental Health» und laden zum Nachdenken ein.