Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Marcel Frey.
Ich bin oldschool. Ich liebe Vinyls. Für das Kultürchen 2024 wurde ich gebeten, einen Beitrag zu fünf meiner Lieblingsalben zu machen. Gesagt getan. Chronologisch gibt es keine Reihenfolge. Und es ist auch keine «Hitparade».
Prince «Batman Soundtrack»
Meine erste selbstgekaufte CD. Mein erstes Konzert. Prince auf der Nude Tour in Basel.
Ich war damals fasziniert, dass er das Album alleine eingespielt, alte Hits weggelassen und die Lieder alle neu komponiert hat. Michael Jackson sollte eigentlich noch Balladen liefern, dazu kam es aber nicht – weil keine Zeit. Fabians (zmitz-Redaktionsleiter ;)) Candy Dulfer taucht auch noch in einem Video auf, und Partyman hat mich damals sofort gepackt. Es sind andere Alben von Prince, die musikhistorisch erwähnt werden, aber dieser Soundtrack ist für mich Ausgangspunkt für meine musikalische Reise. Das ich mit knapp 13 solche Musik kannte, hat sicher mit dem Einfluss von Tanti Käthi zu tun. (Danke). Sie wird noch das eine oder andere Mal erwähnt werden.
Simple Minds «Real Life»
Mein Lieblings-Pop-Album. Auch das ein Album, das eigentlich nicht erwähnt wird, wenn es um die besten Simple Minds Alben geht. Aber «Let there be Love» ist eine perfekte Ballade und «Stand by me» eine Hymne. Tante Käthi nahm mich mit ans «Out in the Green», wo wir unter anderem Vaya con Dios und eben Simple Minds sahen. Ich sehe Jim Kerr immer noch vor, wie er mit der gestreckter Faust auf die Knie fällt. Grosses Kino. Habe ich dieses Jahr nochmals live erleben dürfen und es war grossartig.
Fugazi «Red Medicine»
Auch da wurde ich von Freunden an ein Konzert mitgenommen. Ich kannte die Band nicht, obwohl ich heute gerne sagen würde, dass ich sie schon zu «Steady diet of nothing»-Zeiten kannte. Tja. Ian MacKaye gab schon zu Beginn des Konzertes durch, dass nur weisses Licht geduldet sei. Und nach dem letzten Text – und obwohl fertig – kamen sie nochmals zurück und der Drummer spielte die allerletzte Zugabe in Unterhose. Es gab kein Merch nichts. Erst später fand ich heraus, was die «Straight Edge»-Bewegung war, und befasste mich mit dem Universum des Dischord Labels. Dies öffnete für mich die Türen zu allerlei abseitiger Musik. Der Einstieg «Do you like» klingt noch immer als ob die Boxen kaputt wären.
Björk «Homogenic»
Im November 1997 sah ich innert weniger Tage «Faith no more», «Melvins» und Björk live.
Björk erlebte ich zusammen mit Tante Käthi im Salle Metropole in Lausanne. Mit DJ und Kammerorchester. Sie spielte fast die ganze «Homogenic»-Platte. Diese ist bis heute meine liebste Björk. Sie ist nahe an Trip-Hop und hält wunderbar die Balance zwischen Kunst und Pop. Wie Ian MacKaye zählt auch Björk zu den Künstlern, die für mich wichtig sind und waren, weil sie immer darauf achteten, eigenständig handeln zu können.
Auch ihr ist der Einstieg in das Album mit «Hunter» wunderbar gelungen.
Daniel Meister «Out on a limb»
Dies ist die Platte mit dem regionalsten und persönlichsten Bezug für mich. Einerseits durfte ich Daniel mit Rat und Tat zu Seite stehen, als es um das Arrangieren und die Vorproduktion der Lieder ging, andererseits haben einige Leute wie Angela Zellweger und Claudia Stephani an der Platte mitgewirkt, die ich sehr mag. Nicht zu vergessen Ivan Weiss, der mit seinem Können und Talent das Plattencover gestaltete. Zudem bezieht sich ein Text («Cloudrunner») auf mich, und wenn ich in einem Laden stehe und es läuft im Radio einer der Songs dieser Platte, muss ich lächeln. Und ja «On the Run» hätte das Zeug zu einem Hit gehabt. Die Reise hat Daniel bis auf die Hauptbühne des Open Airs Etziken geführt. Krass!
Was fehlt:
- Guns n Roses «Use your Illusion 1 und 2»
- Pearl Jam «VS»
- St Vincent «All born ScreamIng»
- Sevdaliza «Shabrang»
- The Failures «Think Bigga»
Ex-zmitz-Blogger Marcel Frey interessierte Musik schon immer. Mit seinem Bruder organisierte er früher kleine Konzerte im Kofmehl. Das macht Marcel nun seit einiger Zeit mit der «guitar and cake»-Reihe wieder. Daneben legt er noch ab und zu als DJ auf und ist auch sonst an Kultur interessiert.