Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Franziska Baschung.
Während meiner Studienzeit in Luzern und Zürich habe ich mich sozusagen in einem kulturellen Schlaraffenland befunden. Die Nähe zum KKL, dem Luzerner Theater, später zur Tonhalle und vor allem zum Opernhaus waren ein riesiges Geschenk – zusammen mit der Legi in doppelter Hinsicht. Am Abend nur kurz mit dem Velo zum KKL fahren oder in den Zug nach Zürich steigen, die Möglichkeiten waren so wunderbar vielfältig!
Ich liebte es, in den Saisonprogrammen der verschiedenen Institutionen herumzustöbern und Pläne zu schmieden, welche Aufführung ich – meist zusammen mit anderen Mitstudierenden – als nächste besuchen wollte. Ebenso liebte ich jeweils nach den Konzerten die Diskussionen über das Gehörte. Das war eine riesige Bereicherung und extrem wertvoll für unser Studium, ja für den ganzen musikalischen Horizont.
Fast 20 Jahre später in einem ganz anderen Leben mit Berufstätigkeit und Familie nehme ich mir leider viel zu wenig Zeit, mich über kulturelle Anlässe zu informieren, auch wenn ich z.B. via Social Media oder Zeitungen leicht Zugang hätte. Meistens sind meine Tage gut gefüllt und das Programm ist intensiv genug, so dass mir dann die Energie fehlt, noch irgendwo hinzufahren.
Ziemlich genau so erging es mir auch an der diesjährigen Kulturnacht, wo ich nach dem Spielen von drei tollen Konzert-Blöcken mit «Stampfli a casa» eigentlich «voll» und müde war. Im Hinterkopf war aber noch der Gedanke, dass an diesem Abend die Gelegenheit bestünde, den letzten Konzert-Block mit dem Klarinettisten Fabio di Casola und seinen zwei Mitmusiker:innen im Alten Spital zu besuchen. Fabio war zu meiner Studienzeit in Zürich bereits Dozent an der Musikhochschule und sein Spiel hat mir immer sehr gefallen.
Ich überlegte hin und her, versuchte einen Entschluss zu fassen, was ich nun tun sollte – nach Hause fahren und mich ausruhen oder mich nochmals aufraffen und Fabios Klarinettenspiel zu lauschen.
Plötzlich war alles klar. Ich lief vom Schulhaus Hermesbühl über die Strasse zur Musikschule, deponierte dort meine Bassklarinette und flitzte mit dem Velo ins Alte Spital. Gerade noch rechtzeitig nahm ich in der hintersten Reihe auf einem Stuhl Platz, bevor das Konzert begann. Nach wenigen Takten wusste ich, dass die Entscheidung goldrichtig war, nicht heimzufahren und die Füsse hochzulegen. Plötzlich war ich wieder hellwach, einfach glücklich und erfüllt von den Klängen dieses Trios, welchem ich noch lange hätte zuhören können. Ein herzliches Gespräch nach dem Konzert mit Fabio, natürlich auch ein bisschen Fachsimpelei beinhaltend, waren der perfekte Abschluss dieses Kurzkonzertes und das Ganze für mich eine absolute Sternstunde. Schön, dass eine solche ganz unverhofft, spontan und quasi vor meiner Haustür passieren durfte!
Franziska Baschung arbeitet als Klarinettenlehrerin an der Musikschule Solothurn und ist als Klarinettistin in Orchestern, Kammermusikformationen sowie als Solistin tätig. Kultur ist für mich ein unverzichtbares Gut für Gross und Klein – es bildet, spricht ganz viele Sinne an und ist Nahrung für die Seele.