Was ist für dich gute Kultur, wo geniesst du sie, wie sieht dein alltäglicher, allwöchentlicher Kulturkonsum aus, was hörst, liest, schaust du? Was hast du für Erinnerungen oder Pläne? Mit dem diesjährigen Kultürchen wollen wir «gluschtig mache» auf Kultur. Heute mit Ruedi Stuber.
Kultur beginnt mit einem Lächeln. Kultur hat mit Offenheit zu tun, mit Wertschätzung, Anerkennung, positiven Rückmeldungen.
Und Kultur zeigt Wirkung: Sie weckt Neugier und kann beglücken, faszinieren, den Puls steigern, Glückshormone wachrütteln.
Kurz: Kultur veredelt das Leben. Alles andere ist Beilage.
Ich besuchte im Herbst die Aufführung «Mission Million» der Theatergruppe Riedholz: viermal volle Turnhalle, viermal 350 Personen! Und das seit 25 Jahren, jedes Mal unter der Regie von Beat Biberstein, der selbst mitspielt.
Zugegeben, die Stücke entsprechen immer etwa dem gleichen Strickmuster. Doch der Erfolg lässt keine Zweifel offen. Mich fasziniert bei Dorftheatern die schauspielerische Leistung. Gemeinhin erwartet man Darstellende, welche auswendig gelernte Texte rezitieren und ihre Rollen überzeichnen. Bei «Mission Million» kam dieser Eindruck nie auf: Körpersprache, Mimik und Diktion waren ausgefeilt und die Rollen top besetzt. Die Leute auf der Bühne lebten ihre Rollen ausnahmslos und es sass nicht nur das Publikum − auch die Pointen sassen!
Dorfvereine, die die Kultur pflegen, sind so wichtig wie Banken oder Lebensmittelläden, denn Kultur ist ein Lebensmittel. Man merkt den Menschen an, wenn sie unter Entzug leiden. Dann werden sie griesgrämig, kratzbürstig, aggressiv. Kurz: unausstehlich.
Für mich hat im kulturelle Rahmen viel Platz: Vom spontanen Lächeln auf der Strasse bis in die erhabenen Sphären von Opernhäusern oder Museen, in denen man sich nur schwebend zu bewegen wagt. Beides ist Kultur. Ebenso Kostüme nähen, eine neue Sprache lernen, Kulissen zimmern, am Mischpult etwas ins rechte Licht rücken, Tanzschritte üben, ein neues Rezept ausprobieren: alles Kultur!
Kulturankurbler oder -beschleuniger gibt es auch. Das sind zum Beispiel Musikschulen, wo Jugendliche animiert werden, selbst schöpferisch tätig zu werden. Nicht nur zu interpretieren, sondern auch zu kreieren.
Ähnlich gefällt mir die Philosophie des Kunstwegs Attiswil: Ob die Exponate von Professionellen oder Hobby-Künstler:innen stammen? – Egal! Wesentlich ist, dass Menschen dafür motiviert wurden, sich mit einer Idee auseinanderzusetzen und ihre Kreativität zu pflegen. Ergebnis der Arbeit: Freude bei den Betrachtenden! Und sei dies auch nur mit einem Lächeln.
Der deutsche Liedermacher Christoph Stählin sagte einmal:
Kultur brauche es,
«dass unsre kleine, heile Welt
noch eine kleine Weile hält».
Ruedi Stuber: zmitz-Autor der ersten Stunde, rüstiger Rentner, aktiver Grossvater, Liedermacher seit 54 Jahren. Er stellt seit knapp 10 Jahren das Programm zum Solothurner Kleinkunsttag zusammen und organisiert ebenso lange «Château Chanson» auf Schloss Waldegg. Im Januar ist er als Helfer unterwegs für die Solothurner Filmtage.