Das diesjährige Kultürchen ist eine Fortsetzungsgeschichte, ein Schreibexperiment sozusagen. Teil 22 geschrieben hat Ruedi Stuber, die Illustration dazu ist von Melanie Caroline Wigger.

Der Anruf von Marie-Louise kam überraschend. Auch das noch! – Nadja und Samuel tauschten verzweifelte Blicke. Marie-Louises Tonfall war schroff.

Dass man sie zur Jesuitenkirche vorausgeschickt habe… Ok. – Weihnachtsüberraschung? Bravo!

Was sie aber nicht erwartet habe: Dass man sie in der Kirche zwei Halbewigkeiten warten lasse: So habe sie Rousseaus Spruch von der solitude nicht verstanden… – Da freue man sich auf schöne gemeinsame Stunden und nun sitze sie in einer verwaisten muffigen Wohnung vor leeren Gläsern und glotze auf den nebelverhangenen Postplatz.  –  Der Hund sei hungrig und ihre Vorfreude im Eimer. Was das alles denn solle?

Samuel – Handy am Ohr – versuchte sich augenrollend in unbeholfener Beschwichtigungsdiplomatie.

Nadja nestelte in ihrer Tasche und fand tatsächlich den Schlüssel. Der Schlüsselring hatte sich in einer losen Naht im Futter verfangen.

«Wo steckt ihr denn eigentlich?» Marie-Louises Stimme tönte herausfordernd.

Zugeben, dass sie in Le Landeron waren? – Nie!

Den Grund erklären? – Den kannten sie ja selbst nicht!

Der mächtige Brunnen vor dem Restaurant unterlegte der ungemütlichen Szenerie sein beruhigendes Plätschern, als sich die Glastüre des Antica Roma öffnete.

Mehrere aufgeregte Personen traten gestikulierend heraus und schauten sich um.

 

Ruedi Stuber ist nicht nur ein langjähriger zmitz-Blogger, sondern auch ein wortgewandter Liedermacher mit Herz und Seele.

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