Das diesjährige Kultürchen ist eine Fortsetzungsgeschichte, ein Schreibexperiment sozusagen. Teil 20 geschrieben hat Lucilia Mendes von Däniken, die Illustration dazu ist von Melanie Caroline Wigger.
Nadja schaut mich ernst an: «Ich habe die Schnauze voll von komischen Gedanken, weissen Engeln und all dem.» Ich bin baff – und als ich «aber» erwidere, blafft sie: «Ich bin noch nicht fertig: Mir ist egal ob das zum Himmel stinkt. Wir öffnen jetzt den Brief. Basta!» Sie reisst mir den Umschlag aus der Hand – und «ratsch» ist die Lasche weg. Nadja nimmt tief Luft, überfliegt den Text und fasst zusammen: «Sag alle Termine für morgen Nachmittag ab. Um 16 Uhr sollen wir uns bei der Gemeindeverwaltung Le Landeron melden.»
Die Stunden bis zum Termin ziehen im Schneckentempo vorbei. Doch kurz nach 15 Uhr sitzen wir im Auto Richtung Westen. Wir sollen einen Ausweis mitnehmen, sonst nichts. «Eigenartig», denke ich.
Punkt 16 Uhr stehen wir bei Administration communale am Schalter und legen der Beamtin den Brief hin. Sie schaut auf den Zettel, grinst kurz und sammelt sich dann wieder: «Tut mir leid, wir hatten einen Wasserschaden. Ihr Termin wurde ins Restaurant Antica Romana verlegt. Sie werden im Saal im 1. Stock erwartet.» Auf dem Weg zurück zum Auto fragt Nadja: «Warum hat die so doof gegrinst?» Ich zucke mit den Schultern. Mein Puls ist auf 200. Nach 2 Minuten Autofahrt stehen wir vor dem Restaurant. Hastig steigen wir die Treppe hoch. Ich muss mich am Geländer festhalten vor Aufregung. Doch Nadja ist mutig. Mit einem Ruck zieht sie die Tür zum Saal auf – und wir staunen: Hunderte von Kerzen leuchten und ein «Überraschung!!» schallt uns entgegen.
Lucilia Mendes von Däniken ist Mit-Initiantin von zmitz sowie selbstständige Journalistin.