Das diesjährige Kultürchen ist eine Fortsetzungsgeschichte, ein Schreibexperiment sozusagen. Teil 16 geschrieben hat Dominique Niklaus, die Illustration dazu ist von Melanie Caroline Wigger.

Aus dem Nichts erscheint ein weiblicher Engel und entreisst mir das Couvert. «Das ist für Nadja! Sebastian hat mal wieder den Auftrag falsch gelesen, sollte wohl doch etwas weniger kiffen», kichert sie. Und überhaupt, öuf Engel seien schwierig zu koordinieren, es wirke alles so zauberhaft, aber letztendlich sei es ein Knochenjob, die frohe Botschaft in der Stadt zu verkünden. Sie klebt das Couvert zu und legt es der seelig schlafenden Nadja aufs Nachttischchen. Die Engelin verschwindet wie sie erschienen ist. Ich genehmige mir einen Tee mit Schuss und entfliehe in den Schlaf. Was für ein Tag.

Es klingelt. Nadja öffnet die Tür. «Maman!». Ich schrecke auf. Sie nennt meine Mutter so. Marie-Louise steht also vor der Tür, mit grossem Koffer und Filou, dem Rauhaardackel. «Bonjour chouchou» und die grosse Küsserei geht los. Habe ich was verpasst? Sie wollte doch erst in einer Woche für die Weihnachtstage kommen. Seit Pierre, mein Vater, dieses Jahr gestorben ist, ist sie allerdings etwas verwirrt. «Ist alles schon für das Fest vorbereitet?» Nadja schaut mich mit grossen Augen an. «Mais Maman, das ist doch noch viel zu früh!» Etwas verlegen bemerkt Maman, dass sie sich so alleine fühle in Le Landeron und deshalb ein paar Tage früher gekommen sei. Aller sur Soleure sei schon immer eine gute Devise gewesen und klaubt eine Flasche Weisswein aus dem Koffer. «Santé! Und nachher gehen wir die Krippe in der Jesuitenkirche anschauen, n’est-ce pas?».

Nadja schielt ins Couvert: Es ist eine Einladung für die Weihnachtsfeier in Le Landeron.

 

Dominique Niklaus ist ehemalige zmitz-Bloggerin und Bloggerin bei whipit.ch.

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