Blogger Gianni Leardini hat sich mit dem neuen Buch von Reto Stampfli in den Sessel gefläzt – und dann sofort den Duden geholt. Zu schwierig? Nein, kurz und bündig!
Yes, endlich wieder ein Buch von Reto Stampfli! Die Vorfreude auf die Lektüre seines neusten Werks «Zack Bumm. Bündige Kurzgeschichten» ist gross, der Rotwein eingeschenkt, ich fläze mich in den Lesesessel, nehme einen kräftigen Schluck – und stolpere schon über den Untertitel. Also eigentlich über das Wörtchen «bündig» . Mein Hirn übersetzt spontan «Kurze Kurzgeschichten», also sowas wie ein weisser Schimmel; ein Pleonasmus, den uns schon unser Deutschlehrer an der Kanti vergeblich auszutreiben versuchte. Raus aus dem Sessel, den guten alten Duden konsultieren, dort die teilweise Bestätigung: «bündig» wird dort eben mit «kurz und bestimmt» , aber auch mit «überzeugend», «schlüssig» und «auf gleicher Ebene liegend, eine Ebene bildend» beschrieben. Bei den Synonymen geht mir dann ein Lichtlein auf: «bestimmt, gedrängt, genau, knapp». Genau, «knapp» muss er gemeint haben, schliesslich ist das Buch im wunderbaren Oltner Knapp Verlag erschienen! Schon im Titel eine versteckte Werbebotschaft für seinen Herausgeber, so ein Schlitzohr, dieser Stampfli.
Item, der Autor hat sein mutmassliches Ziel schon erreicht: Ich beschäftige mich mit der Sprache, mit den Wörtern. Das ist das Hauptthema von «Zack Bumm», wie der Verlag auf dem hinteren Buchdeckel schreibt: «Reto Stampfli spielt ungeniert mit Wörtern. Einige legt er auf die Goldwaage, andere schleudert er in die Welt hinaus.» Genau das richtige für einen wie mich, der nicht nur Literatur, sondern in einem Anflug von jugendlichem Wahn auch brotlose romanische Philologie studiert hat. Also noch ein Schluck Roten und reingestürzt ins lustvolle Getümmel – und da es Kurzgeschichten sind, kann man irgendwo im Buch einsteigen. Ich beginne mit dem Stück, das dem Buch den Titel gegeben hat, also «Zack Bumm»: Da beschreibt der Autor eine mittelalterliche Party von Adligen («ein royales Gipfeltreffen»), die langsam aus den Fugen gerät und schliesslich völlig ausartet; dabei verhalten sich die Figuren ihren historisch überlieferten Beinamen entsprechend: Karl der Dicke schmatzt, Philipp der Schöne hänselt Pippin den Pickligen, Karl der Hammer lässt die Fäuste sprechen usw. – einfach köstlich. Genauso wie das «Stossgebet einer Buchhändlerin», wo Stampfli mit den Namen von Schriftstellern spielt und so ein wunderbares Gedicht kreiert.
Ich hasse Spoilern, darum verrate ich keine weiteren inhaltlichen Details. Nur, welche Assoziationen die 47 Geschichten, Gedichte, Gedanken usw. in «Zack Bumm» bei mir ausgelöst haben (in der Reihenfolge, wie sie mir jetzt in den Sinn kommen, und sorry Wolf Schneider, in diesem Fall ist nicht «jedes gestrichene Adjektiv ein Gewinn»): unterhaltsam, abwechslungsreich lebendig, intensiv, tiefgründig, vielschichtig, berührend, fesselnd, subtil, facettenreich, vielseitig, entdeckungsreich, überraschend, inspirierend. Das ist nicht wenig für ein einziges Buch, finde ich, und lässt sich einfach zusammenfassen: unbedingt empfehlenswert! Sehr gelungen sind übrigens auch die Illustrationen im Buch, die vom Grafiker und Cartoonist Christoph Biedermann stammen: Sie ergänzen nicht nur Stampflis Geschichten sehr schön, sondern sind selber ein Anstoss zum Nachdenken über das Leben, Gott, die Welt und andere Kleinigkeiten.
Wer sich eine eigene Meinung bilden will, besucht die Lesung zu «Zack Bumm“ am Freitag, 14. Februar 2025, um 20 Uhr im legendären «Chutz» am Solothurner Aaremürli – genau dort, wo viele in meiner Generation ihre ersten Biere getrunken haben, damals die Stange noch weit unter zwei Franken. Ich werde sicher hingehen. Nicht, weil der Eintritt frei ist und weil die Lesungen von Reto Stampfli immer super unterhaltsam sind. Nein, ich muss ihn unbedingt fragen, wie er das mit dem «bündig» genau gemeint hat…
- Instagram Reto Stampfli: Instagram
- Instagram Christoph Biedermann: Christoph Biedermann (@chriguspyderman) • Instagram-Fotos und -Videos
- Webseite Knapp Verlag: Knapp Verlag AG
Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.