zmitz-Blogger Gianni Leardini findet Kultur nicht nur in den Beizen, sondern bei einem Bummel durch die Solothurner Altstadt sind ihm Figuren in einem Schaufenster ins Auge gestochen.

Das letzte Mal ist mir das Porträt von Peter Bichsel aufgefallen, knallig farbig in Andy Warhol-Manier. Diesmal sind es die bunten Figuren, die an die Darstellungen von Keith Haring erinnern. Speziell ist, dass die Werke in den Schaufenstern der Stadtoptik in Solothurn ausgestellt sind, spannend inszeniert zwischen den Brillen-Modellen. Speziell ist aber auch der Künstler, der dahintersteckt. Walter Widmer lässt sich in keine Kunstschublade stecken und keiner Stilrichtung zuordnen. Schon als Kind hat der Ur-Solothurner zu zeichnen begonnen, als Teenager hat ihn dann seine Liebe zur Pop-Musik und -Kultur stark beeinflusst. «Diese Begeisterung für die Pop-Art spiegelt sich bis heute in einigen meiner Werke wider», erklärt Widmer. Die Figuren in Anlehnung an Keith Haring hat er seit 20 Jahren im Kopf, die tragische Geschichte des an HIV gestorbenen US-amerikanischen Kultkünstlers hat ihn schon immer fasziniert: «Vor allem die Dynamik seiner Figuren wollte ich wiedergeben oder sogar verstärken, sie fröhlicher gestalten. Ich denke, wir brauchen das in der heutigen, doch eher traurigen Zeit.» Offenbar war dieser Gedanke ein Volltreffer: Die meisten der aktuell ausgestellten Figuren sind verkauft.

Wie vielseitig die Kunst von Walter Widmer ist, sieht man beim Besuch seiner Webseite. Er hat als Autodidakt angefangen und dann etliche Kurse belegt, sich ständig weiterentwickelt, neue Techniken und aussergewöhnliche Materialien ausprobiert. Einmal ist ihm im Wald beim Pilze sammeln aufgefallen, dass Tannzapfenschuppen ähnlich aussehen wie Fischschuppen. Daraus ist ein «Tannzapfenkarpfen» entstanden. Das ist nur ein Beispiel für die Neugierde von Walter Widmer, die ihn immer wieder antreibt und inspiriert. Das Tannzapfen-Fisch-Sujet ist übrigens kein Zufall, sondern hat mit seinen Hobbys zu tun: «Im Frühling und Sommer fische ich, im Herbst sammle ich Pilze, im Winter male ich.»

Natürlich hat Walter Widmer nicht nur in der Stadtoptik ausgestellt, sondern auch in Kunstgalerien – in den letzten Jahren etwa im Näijerehuus in Hersiwil, in der Käch-Schür in Oberdorf oder in der Galerie Artesol in Solothurn. Kunst macht er aber nicht wegen dem Geld, das war nie sein Ziel. «Ich male und gestalte aus Leidenschaft. In jedem Werk ist etwas Persönliches von mir drin, es ist verbunden mit meinen Eindrücken aus der Natur, Begegnungen mit Menschen, Erinnerungen und Erlebnissen. Malerei ist für mich ein inniger und beglückender Prozess, ein Bedürfnis, mich kreativ treiben zu lassen oder auch auszutoben. Wenn die Menschen dann auch noch Gefallen finden an meinen Werken, freut mich das umso mehr.»

Infos zum Künstler findet man hier.

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.