In wenigen Tagen wird im Buchhaus Lüthy die Vernissage zu Regula Portillos drittem Roman «Wendeschleife» gefeiert. Blogger Ruedi Stuber hat mit ihr im Vorfeld darüber gesprochen, wie ein Buch entsteht.

Bevor sie sich mit ihrer Familie 2018 in Bern niederliess, lebte Regula Portillo im Ausland: ein Jahr in Nicaragua, drei in Mexiko und sieben in Frankfurt am Main. Die Auslandjahre kommen ihr heute zugute. Sie erlauben ihr, Dinge aus einer Aussenperspektive zu betrachten.

Im Dezember 2023 schickte der Verlag Regula Portillos dritten Roman «Wendeschleife» in den Druck. Für die Autorin ein Abschied vom Stoff, mit dem sie sich in der Ruhe ihrer Berner Schreib-Mansarde lange beschäftigt hatte: Ein «Au Revoir» im Wissen, dass sich nun kein Buchstabe und kein Komma mehr verändern liess. Der Moment war auch Beginn des Wartens auf den Augenblick, das gedruckte Buch in Händen zu halten; ein Vakuum der Vorfreude auf die Rückmeldungen und Begegnungen nach dem Erscheinen des Buches.

Man muss dazu wissen, dass Corona beim Vorgängerroman «Andersland» Buchvernissagen und Begegnungen mit der Leserschaft grösstenteils vereitelt hatte. Tröstlich und aufmunternd war darum die Tatsache, dass «Andersland» 2020 mit dem bernischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde und die Autorin ein Jahr später vom Kanton Solothurn den Auszeichnungspreis für Literatur erhielt.

Für Regula Portillo stand schon in der Kindheit fest, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Sie konnte früh lesen und schreiben und verschlang alles Gedruckte, das sie fand. Seit dem Kindergartenalter schrieb sie ihrem Vater zum Geburtstag jeweils eine Geschichte. Die erste hiess «Die blaue Tomate». Aus dem blauen Tomätchen ist eine kräftige Pflanze herangewachsen, die heute ihre Früchte trägt.

Auslöser für «Wendeschleife» bildeten Begegnungen und Interviews, die Regula Portillo mit alten Menschen in Altersheimen hatte. Wer Betagte interviewt, kriegt oft zu hören: «Was ich erlebt habe, ist doch nicht so wichtig. Dafür interessiert sich doch niemand».
Sofern man sich in solchen Momenten nicht vom Nachfragen und Zuhören abhalten lässt, wird man sich der Tiefstapelei dieser Menschen bewusst. Erlebnisse, Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse verdichten sich zu Lebensphilosophien. Diesen vielfältigen Weisheiten einen Platz und Gewicht zu geben, – das ist eine der Absichten, die hinter «Wendeschleife» steht.

Ausgehend von ihren Interviews beschäftigte sich Portillo mit der Frage nach einem individuellen würdevollen und selbstbestimmten Leben und Sterben. Und ganz allgemein, was ein erfülltes Leben ausmacht. Oft verbindet man solche Rückbesinnungen mit der dritten Lebensphase. Daraus eine Regel ableiten zu wollen, ist falsch. Regie führt das Leben. Das zeigt auch der zweite Erzählstrang im Roman. Die Ich-Erzählerin Anna lässt Oliver, einen jungen Mann, der mit Interrail durch Europa reist, bei sich wohnen. Die Beiden freunden sich an. Doch dann kehrt Oliver von einem Ausflug nach Zermatt nicht mehr zurück. Die Suche nach ihm wirft existenzielle Fragen auf, denen Anna auch bei ihrer Arbeit im Altersheim immer wieder begegnet: Worauf steuern wir alle zu? Und findet das Leben grösstenteils aus den Geschichten statt, die wir uns darüber erzählen?

Buchvernissage, 6. März, 20 Uhr, im Buchhaus Lüthy Solothurn.
Eintritt: Fr. 15.-, mit Kundenkarte  Fr. 10.-, Reservation: solothurn@buchhaus.ch oder Telefon 032 625 33 15

Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.