Blogger Gianni Leardini hat einen Lesemarathon hinter sich. Um Band 3 von «Die Uhrmacherin» lesen zu können, musste er einen Rückstand von zwei Bänden aufholen.

«Endlich!», denke ich etwa 1’200 Seiten später. Was schon nach wenigen Zeilen bei der ersten Begegnung der beiden klar war, passiert am Ende des dritten Bandes: Sarah Sigrist, die angehende Uhrmacherin, und Gideon Ringgenberg, der Landjägerkorporal, küssen sich. Damit sie zusammen im Nest landen, müsste Claudia Dahinden wohl noch einmal ein paar Bände ihrer «Nr. 1-Bestseller-Saga Schweiz» (Zitat des Verlags) «Die Uhrmacherin» schreiben. Aber nicht falsch verstehen: Die drei Bücher – der dritte Band ist Ende 2023 erschienen – sind alles andere als langfädig, sondern kurzweilige Unterhaltung. Auf eine Zusammenfassung der Handlung verzichte ich hier, ich will ja kein Spannungskiller sein.

Lesenswert sind die Schunken unter anderem wegen der vielen Ebenen und Themen, wegen der Vielschichtigkeit ihres Inhalts, wegen der geschickten Verbindung von Fiktion und historischer Wirklichkeit. Es hat für jede und jeden etwas: Das Dorf Grenchen in den 1870er-Jahren, das schon damals internationaler und revolutionärer unterwegs war als manche Stadt; die Anfänge der Industrialisierung und der Uhrenindustrie, inklusive spannender Einblicke in die Kunst der Uhrmacherei; die Konfessionskonflikte, als sich Katholiken, Protestanten und die neu aufkommenden Christkatholiken nicht nur mit Worten auf den Grind gaben; der damals aufkeimende Konflikt zwischen Solothurn und Grenchen, der bis heute mindestens in den Fasnachtszeitungen weiter lebt; dann die Trauerarbeit der Hauptdarstellerin Sarah nach der Ermordung ihres Verlobten, ihre Zweifel an Gott und am Glauben und der Konflikt mit ihrer allzu frommen Schwester; die Geschichte dieser jungen Frau, die lange vor dem Feminismus um das Recht kämpft, ihren eigenen Weg zu gehen.

Sarahs Mut und ihre manchmal etwas penetrante Starrköpfigkeit hilft ihr auch beim Lösen der drei Krimifälle – einer pro Band – unterstützt durch ihren Landjäger sowie allerlei weitere erfundene oder historisch belegte Nebendarsteller:innen. Das alles und mehr bietet die facettenreiche Trilogie von Claudia Dahinden, Autorin, Sängerin und Songwriterin aus Grenchen. Man spürt die Liebe zu ihrer Heimatstadt, ihren Glauben an Gott, ohne zu missionarisch zu wirken, und ihre Zuversicht, dass am Ende alles gut kommt, auch wenn’s im Leben zwischendurch etwas rumpelt.

 

Web: Claudia Dahinden – Autorin und Musikerin

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.