Es muss nicht immer ein Museum oder eine Galerie sein – Kultur findet überall statt. In der Serie «Kultur ir Beiz» stellt zmitz-Blogger Gianni Leardini Restaurants, Bars usw. vor, in denen Kunst zu sehen ist. Heute im «Pintli» in St. Niklaus bei Solothurn.

«Der Bildermacher spricht über seine Werke», liess das Restaurant in Feldbrunnen-St. Niklaus kürzlich verlauten. Da musste ich natürlich den Hoger Richtung Schloss Waldegg rauf und im «Pintli» auf der Matte stehen, schliesslich suche ich laufend Stories für die zmitz-Rubrik «Kultur ir Beiz». Die kleine Wanderung hat sich gelohnt, nicht nur wegen dem wie immer delikaten Weisswein beim Gastgeber Michael «Willi» Wilhelm. Zuerst gab’s eine kleine Überraschung: Beim ohne Namensangabe angekündigten Künstler handelt es sich um Werner Wilhelm. Ich hatte keine Ahnung, dass «Willi» nicht nur ein hervorragender Gastronom und Weinkenner ist, sondern auch noch einen Künstler als Vater hat. Werner Wilhelm relativiert allerdings: «Ich bin ein Autodidakt und bezeichne mich nicht als Künstler, sondern als Bildermacher. Ich arbeite dauernd daran, meine musische und Freiheit liebende Veranlagung zu befriedigen. Darum bin ich ein immer Suchender.» Ok, ich schaue mir seine Bilder im «Pintli» an und bleibe bei meiner Meinung: Werner Wilhelm ist ein Künstler.

Beim erwähnten «Künstlertreffen» präsentierte er auch seine früheren Arbeiten, entstanden nach klassischen Vorbildern und Fotovorlagen, die auf verschiedenen Reisen vor allem in Italien entstanden sind. Eines ist bis heute konstant geblieben: Werner Wilhelms Bilder sind fast alle mit Acryl auf Gips gemalt, wobei er über die Jahre viel Neues ausprobiert und experimentiert hat.

Einen Wendepunkt erlebte er, als er die Werke sah, die Bruno Jakob an der Biennale in Venedig von 2011 ausgestellt hat: Die «Unsichtbaren Bilder» (Invisible Paintings) sind mit Wasser gemalt und extrem minimalistisch; statt der Farbe, Grau- oder Schwarztönen dominiert das Weiss. Werner Wilhelm kannte Jakob – beide stammen aus dem Aargau – bereits von der gemeinsamen Lehrzeit als Tiefdruckretoucheur. Etwas irritiert, doch auch fasziniert über den Erfolg von seinem «Stiftikollegen», begann er dessen Stil auf seine Art umzusetzen. Die meisten Werke, die er zusammen mit seinem Sohn «Willi» für das «Pintli» ausgesucht hat, sind aus der Serie dieser «Weissen Bilder». Aktuell sind es vor allem Sujets aus den Schweizer Bergen, das kann aber ändern, Werner Wilhelm hat noch einige davon bei sich zu Hause.

Nur eines wird sicher immer in der Beiz in Feldbrunnen hängen bleiben, und zwar genau an der gleichen Wand: «Als wir das Bild von der Blümlisalp aufgehängt haben, war schönes Wetter und die Sicht war wunderbar. Da haben wir plötzlich gesehen, dass man vom Fenster gleich neben dem Bild tatsächlich die Bümlisalp sehen kann.» Wenn das kein gutes Omen ist…

Fazit: Ein Besuch im «Pintli» lohnt sich nicht nur wegen dem feinen Essen, dem schönen Wein, der gemütlichen Gaststube oder der lauschigen Gartenbeiz, sondern auch wegen den «Weissen Bildern» eines Künstlers, der keiner sein will.

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.