Im diesjährigen kulturellen Adventskalender schaut zmitz auf 24 Jobs und Berufe in der Kulturwelt. Heute fragen wir Sigi Mayer, Bühnenbildner am Stadttheater Solothurn.

Siegfried «Sigi» E. Mayer hat in Wien studiert. Er ist seit gut 40 Jahren als Bühnen- und Kostümbildner tätig und lebt zurzeit in Düsseldorf. Er arbeitet unter anderem auch für das Stadttheater Solothurn, respektive das TOBS. Zu sehen ist seine Arbeit aktuell bei den Stücken «Choc!» sowie bei «Switzerland».

Was beinhaltet ihr Job und wo führen Sie ihn aus?
Bühnenbildner ist kein klar definierter Beruf und auch Bühnenbilder können heute sehr unterschiedlich sein. Früher war Bühnenbild ein Synonym für «Dekoration». Heute kann da sogar manchmal überhaupt nichts sein.
Der Bühnenbildner/die Bühnenbildnerin erfinden Welten in denen etwas stattfinden kann. Man könnte sagen: Sie erfinden eine Sicht oder einen Blickwinkel, in dem Texte oder Musik oder Tanz anders oder womöglich ganz neu gesehen werden. Etwa wie ein Kameramann beim Film ja auch mit seinem Blick- oder eben Kamerawinkel eine ganz spezielle Sicht ermöglicht. Es geht immer um den vollendeten Moment. Aber er kann eben in einem echten Wald oder auf einer leeren Bühne oder durch ein Schlüsselloch erlebbar gemacht werden.

Wie sehr ist ihr Job von der Kultur abhängig?
Bühnenbilder müssen erfunden, gebaut oder organisiert werden, bezahlt und dann oft täglich auf- und abgebaut werden. Für so etwas braucht es schon meistens Theater oder Filmproduktionen − seien es feste Häuser oder auch freie Produktionen. Aber obwohl das ja eher sehr praktisch klingt, soll ja doch am Ende eben der schon erwähnte vollendete Moment stehen. Den, für den man ins Theater geht. Der, der einem manchmal eine völlig neue Welt zeigt. Den, nach dem man sich immer sehnt. Vielleicht würde ich die Frage deshalb dahingehend beantworten, dass alles was ich tue, ohne Kultur in ihren vielen Facetten nicht denkbar wäre. Eine Theaterdekoration wäre nur Holz und Farbe ohne den Text, der darin spielt. Aber genauso ist «Bühnenbild» auch ein Teil  unseres Kulturbegriffes.

Wie wird man das, was Sie machen?
Bühnenbildner:in ist kein geschützter Beruf. Jeder kann sich so nennen, wenn er oder sie Bühnenbilder entwerfen möchte. Es gibt dieses Fach als Studiengang an Hochschulen oder Akademien, aber man kann es auch einfach nur «machen», wenn man die Chance hat. Der Weg über ein Studium an einer Kunstakademie o.ä. bietet einem halt die Chance, für eine gewisse Zeit in einem geschütztem Rahmen  phantasieren zu können. Ohne dass es funktionieren muss, ohne dass es gleich perfekt sein muss. An das Studium schliessen sich in der Regel Assistenzen an, in denen man das praktische Umsetzen erlebt.
Aber: Wer eine Idee hat und jemanden findet, den diese Idee interessiert und dann schafft, dass diese Idee realisiert wird, ist Bühnenbildner:in.

Was mögen Sie an ihrem Job am liebsten? Und was nicht sooooo gern?
Für mich ist es jedesmal eine wunderbare Herausforderung etwas zu erfinden, wovon ich vorher nicht wusste, dass es das gibt. Und nicht sooo gern gibt es insofern nicht, als ich alles, was mir nicht gefällt, nicht machen muss. Ich kann es ja so machen, dass es mir gefällt.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.